The lion and his pride
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Mit den Feiern zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit in 17 vorwiegend frankophonen Staaten bildete 2010 ein äußerst wichtiges Jahr für den afrikanischen Kontinent. Als erstes dieser Länder zelebrierte Kamerun sein Jubiläum. Sowohl Jubiläumsfeiern als auch die immer wieder stattfindenden Nationalfeiertage, an denen in Afrika gewöhnlich die Unabhängigkeitserklärung gefeiert wird, eröffnen Wissenschaftlern die Gelegenheit, umstrittene Prozesse der Nationenbildung zu beobachten. Durch die Verkörperung und Repräsentation der Nation stellen sie gleichzeitig einen wesentlichen Bestandteil der Nationenbildung dar. Wurde am 20. Mai 2010 – Kameruns Nationalfeiertag und Höhepunkt der Festlichkeiten – die Unabhängigkeit, die Wiedervereinigung des anglophonen und frankophonen Teils oder vielmehr die Einheit des Landes gefeiert? War es mit Hilfe der Feierlichkeiten möglich, das Nationalbewusstsein unter der Bevölkerung zu stärken und somit das Vorhaben der Nationenbildung weiterzubringen? Und falls ja, wie wurde dieses Bewusstsein geweckt? Die der Arbeit zugrundeliegenden Annahmen sind auf diesen Fragestellungen aufgebaut und führen zu der These, dass trotz auseinandergehender Meinungen über das eigentliche Ziel der Feierlichkeiten die Regierung in der Lage war, diese mit Blick auf die bevorstehenden Wahlen 2011 zu ihrem Vorteil zu beeinflussen. Das vorliegende Werk ist in drei Hauptkapitel unterteilt. Nach einer Einleitung beschreibt das zweite Kapitel die historischen Herausforderungen, mit denen sich Kamerun konfrontiert sieht und verfolgt die Ursprünge einiger aktueller Probleme, insbesondere die „Anglophone question“ betreffend. Im dritten Kapitel untersucht die Autorin die offiziellen Reminiszenzen, welche die Festlichkeiten dominierten, und die Politisierung der Feiern. Zuerst wird aufgezeigt, dass Symbole, Monumente und Artefakte dazu benutzt wurden, das Motto der Jubiläumsfeiern – die Einheit – in Szene zu setzen, woraufhin der Einfluss dieses Symbolismus und der politische Kontext kritisch betrachtet werden. Im Folgenden liegt das Augenmerk auf der politischen Rhetorik der Ereignisse. Die Verfasserin analysiert die Diskursstruktur einiger Reden des Präsidenten mithilfe der „Word Count Method“ und arbeitet die Kernpunkte der von ihm während der Feierlichkeiten gehaltenen Reden heraus. Anhand empirischen Datenmaterials und einer Zeitschriftenanalyse werden die Veranstaltungen anlässlich des Goldenen Jubiläums 2010 und 2011 im vierten Kapitel näher erläutert. In einem Anhang befinden sich Originaltexte der folgenden Ansprachen und Vorschriften zur Durchführung der Jubiläumsfeiern in Kamerun: 1. Paul Biya’s speeches referred to in Chapter 3.2: ‘A selection of speeches delivered by Biya’ 2. Decree for the creation of the ‘National Organizing Committee of the Fiftieth Anniversaries of the Independence and Reunification of Cameroon (NOC)’ 3. Speeches from the ‘First Meeting of the Organizing Committee’, 22nd February 2010 4. Hymn to the Three Cameroonian Colours 2nd January 1960 Ein weitergehende Analyse der Unabhängigkeitsbewegungen in verschiedenen afrikanischen Staaten bietet unser Sammelband, ferner sind weitere Forschungsarbeiten zu Nationenbildung westafrikanischer Staaten erschienen: „50 Jahre Unabhängigkeit in Afrika – Kontinuitäten, Brüche, Perspektiven“, ISBN 978-3-89645-829-2. „Vom Reichtum eines armen Landes – Nationalfeiern und Nationenbildung in Burkina Faso“, ISBN 978-3-89645-840-7.