An evening, chapter 32
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Das von R. H. Quaytman entwickelte Künstlerbuch spiegelt in einzigartiger Weise ihre für die Secession geplante Ausstellung „An Evening, Chapter 32“ wider. Hierfür hatte die amerikanische Künstlerin einen Fries aus 22 Gemälden auf Holztafeln entwickelt. Die Gemälde hängen auf zwei im 45-Grad-Winkel zueinander stehenden Wänden. Wie die Grundrisse einiger früherer Ausstellungen der Künstlerin basiert die architektonische Anordnung auf der Figur des geöffneten Buchs und unterstreicht die Zentralperspektive. Die Länge beider Wände entspricht der von Klimts Beethovenfries, den sie in ihrem Werkkapitel auf vielfache Weise aufgreift. Über diesen Ortsbezug hinaus wählte Quaytman als Ausgangspunkt zwei Gemälde des Flamen Otto van Veen (1556–1629) aus der Sammlung des Kunsthistorischen Museums Wien – Perserinnen und Amazonen und Skythen. „Mich interessiert die Zeit unmittelbar vor Rubens, weil man damals dachte, dass Bilder wie Sprache lesbar sein müssten“, erklärt Quaytman ihren Anknüpfungspunkt. „Der Anlassfall war damals die Reformation. Und wir sind heute mit Computern in einem ähnlichen historischen Moment wie die Leute damals mit dem gedruckten Wort. Wir wissen nicht, was das Medium mit uns tut.“ Perserinnen zeigt eine historische Begebenheit aus Plutarchs Schrift „Von den Tugenden der Frauen“, in der die Frauen die Geste der Selbstentblößung einsetzen, als sie feststellen, dass ihre Männer den Kampf um die Stadt verlieren. Die geschlagenen Soldaten versuchen in die Stadt zurückzukehren und treffen dabei auf ihre Frauen, die ihre Genitalien enthüllen und schreien: „Wohin lauft ihr denn so schnell, ihr größten Feiglinge auf der ganzen Welt? Ihr hofft doch wohl nicht, auf eurer Flucht dorthin zurückzukriechen, woher ihr einst gekrochen kamt?“ Geschockt vom Anblick und gedemütigt durch die Worte, haben die Männer keine andere Wahl, als umzukehren und den Feind zu bezwingen. Seit 2001 arbeitet Quaytman mit einer Kapitelstruktur als organisierendem Formprinzip, das in die Schaffung eines übergreifenden Werkkomplexes einfließt. Sie hat verschiedene Systeme und Regeln entwickelt, um Größe, Material, Oberfläche und Motive ihrer Bilder festzulegen. Statt die Themen bloß isoliert in einzelnen Bildern zu verhandeln, schließt sie Archive und Objekte, die mit dem Ort der Ausstellung verbunden sind, mit kunsthistorischen Untersuchungen und aktuellen Reflexionen kurz – ein Prozess, der eine eigene Version von Geschichte und Verankerung der Bilder in der Gegenwart entstehen lässt. Deutlich wird dies etwa an ihrem Umgang mit den Referenzbildern: