Gestaltungspraktische Bildung des räumlichen Vorstellens
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Die Begriffe Kunstunterricht und räumliches Vorstellen werden häufig in einen Kontext gestellt, wenn dreidimensionale Gestaltungspraxen des Kunstunterrichts Gegenstand einer fachdidaktischen Analyse sind. Plastisches, skulpturales und architektonisches Gestalten, so die weitläufige Meinung, schulen das räumliche Vorstellungsvermögen der Schülerinnen und Schüler. Wenn Lernende etwa Architekturmodelle bauen, erwerben sie zugleich kognitive Fähigkeiten, die als intelligenzfördernd und nützlich für fachliche Leistungen in anderen Fächern gelten. Eine so geartete funktionale Legitimationspraxis von Kunstunterricht ist grundsätzlich problematisch, aber in diesem Fall besonders, weil ihr die empirische Grundlage fehlt. Lassen sich wirklich Fördereffekte gestaltungspraktischer Aufgaben im Kunstunterricht auf das räumliche Vorstellen, so wie es kognitionspsychologisch modelliert wird, nachweisen? Und sind kognitionswissenschaftliche Raumvorstellungskonzepte auf den kunstpädagogischen Forschungskontext somit übertragbar? Ein umfangreiches Forschungssetting zur Untersuchung der körperhaft-räumlichen Gestaltungspraxis von Schülerinnen und Schülern in der Sekundarstufe I ging diesen Fragen nach und kombinierte hierzu erstmals in der kunstpädagogischen Forschungstradition kognitionspsychologisch-psychometrische Testverfahren und spezifisch kunstpädagogisch-hermeneutische Evaluationsmethoden. Dieser Mixed-Methods-Ansatz legt die Anschlussstellen zwischen dem kunstpädagogisch-gestalterischen Verständnis von körperhafter Raumvorstellung und der allgemeinen Raumvorstellung in der Entwicklungs- und Kognitionspsychologie offen. In diesem Sinne ist dieses Buch ein Beitrag zur Erforschung der körperhaft-räumlichen Vorstellungsbildung im Bereich der Kunstdidaktik und legt einen Grundstein für die Didaktik der körperhaften Raumvorstellung.