Wahlkorruption in der Frühen Neuzeit
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Wahlen werden nach wie vor häufig mit moderner Demokratie gleichgesetzt, die sie in Verwirklichung bürgerlicher Gleichheit sozusagen konstitutiv herstellen sollen. Wahlen in der Vormoderne hingegen gelten als bloßes Ritual, das ohnehin nur von einer privilegierten männlichen Minderheit zur Zementierung einer ständisch-patronal vorgegebenen Hierarchie zelebriert wurde. Dieser Band zeigt, dass Wahlen in unterschiedlichen Gesellschaftsformen als politisches Instrument par excellence zur Herstellung von Legitimität distributiver Gerechtigkeit beim Zugang zu Ämtern und Ressourcen und zur kollektiven Verständigung über geeignete Kandidaten dienen. Ein Schwerpunkt des Bandes liegt auf den frühneuzeitlichen Stadtgesellschaften Italiens, deren Tendenz zur Oligarchisierung sich paradoxerweise auch in ihrer intensiven Beschäftigung mit Wahlprozeduren ausdrückt, und die deshalb in ihrer Zeit als vorbildlich galten. Elections are still often equated with modern democracy, which they are supposed to constitute by way of realizing bourgeois equality. By contrast, elections in pre-modern times are regarded as a mere ritual celebrated exclusively by a privileged male minority in order to cement a patronally prescribed corporate hierarchy. This volume shows that elections in different forms of society serve as a political tool par excellence for establishing the legitimacy of distributive justice in accessing offices and resources and for collective agreement concerning suitable candidates for them. One focus of the volume is on the early modern urban societies of Italy, whose oligarchic tendencies are paradoxically expressed in their intense preoccupation with electoral procedures which were therefore regarded as exemplary in their time.