Vokalpraxis in der Schule
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Mit der schulischen Vokalpraxis wird ein Unterrichtsfeld in den Blick genommen, das in der Musikpädagogik seit mehreren Jahren verstärkt im Fokus steht. Zugleich bleibt die Auseinandersetzung mit didaktischen Grundsatzfragen - in theoretischer wie auch in praktischer Hinsicht - häufig aus. Hier setzt die vorliegende Publikation an: Sie geht von Kersten Reichs systemisch-konstruktivistischer Pädagogik, einem allgemeinpädagogischen Ansatz, aus und adaptiert diesen für die Vokalpraxis. So entsteht ein Betrachtungsrahmen, der den Blick auf didaktische Möglichkeiten rund um das Singen richtet. Dabei verdeutlicht die Autorin das Potenzial von Vokalpraxis, Wege in vielfältige musikbezogene (Lern-)kontexte zu eröffnen und zeigt, welch wesentliche Rolle ihr in der Schule beim Erwerb musikalischer Bildung zukommen könnte. Im Rahmen der vorliegenden Oral-History-Studie kann gezeigt werden, dass sich der Musikunterricht in der DDR vielfach abseits der staatlichen Norm vollzogen hat. Anhand von acht detaillierten Einzelinterviews und einer umfassenden Querschnittsauswertung offenbart sich eine Vielfalt an Konzepten und Vorgehensweisen, wonach die Musiklehrer in der DDR eine eigenständige Schulmusikpädagogik unternommen haben, die sich gegenüber den staatlich-autoritären Anweisungen deutlich abzugrenzen vermochte. Raum für individuelle Entwicklung war dabei nicht selbstverständlich; häufig bedeutete die Verwirklichung eigener Zielvorstellungen ein persönliches Risiko und hatte weitreichende berufliche Konsequenzen zu Folge. Das Arbeiten in der Schule glich nicht selten einem Balanceakt zwischen äußerer Anpassung und innerer Zerrüttung. Die Probanden entwickelten daher individuelle Strategien, um sich in diesem Spannungsfeld zu behaupten und dem eigenen Anspruch gerecht zu werden.