Mit der Postkutsche durch die Mark Brandenburg nach Reckahn
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Im Herbst 1784 veröffentlichte der Quedlinburger Pastor und Naturforscher Johann August Ephraim Goeze (1731–1793), ein Bruder des berühmten Hamburger Hauptpastors Johann Melchior Goeze, ein eigens für Kinder und Jugendliche verfasstes Buch, in dem er eine von ihm kurz zuvor unternommene Sommereise schildert, die ihn von seinem Wohnort am Rande des Harzes bis in die Mark Brandenburg führte. Wichtigstes Ziel der Reise war der Ort Reckahn bei Brandenburg an der Havel, der Wohnsitz des Gutsbesitzers Friedrich Eberhard von Rochow (1734-1805), der auf seinen Ländereien ab 1773 eine in ganz Deutschland anerkannte Landschulreform im Geiste der philanthropischen Pädagogik durchgeführt und entsprechend Schulen für die Kinder auch der ärmsten Bewohner seiner Güter errichtet hatte. Einer Beschreibung des dort zum Zuge kommenden spielerisch-anschaulichen und zur religiösen Toleranz erziehenden Unterrichts sind in Goezes Buch längere und bedeutende Passagen gewidmet. Der Erzähler deutet seinen Lesern im aufklärerischen Gestus die unterschiedlichsten Weltzusammenhänge: So handelt der Text auch von den gerade erst gegründeten USA, einem zukunftsträchtigen demokratischen Staatsgebilde; er weckt Sympathien für die Juden, er verweist auf diverse Heilpflanzen, räsoniert über die Ursache des Bösen und der Kriege in der Welt und redet von einem gütigen Gott als Vater aller Menschen. Goeze will seine jungen Leser durch geschickt inszenierte Hinweise auf die Bedeutung von Kalenderschriften, Zeitschriften und Zeitungen aufmerksam machen – zum Beispiel preist er regelmäßig die ab 1782 erscheinende „Dessauische Zeitung für die Jugend“ an. So bildet seine Reisebeschreibung, die gleich den anderen Texten dieser Gattung aus der Feder von Campe oder Salzmann im besten Sinne volksaufklärerisch sein will, unter anderem auch den Almanach- und Zeitungsleser von morgen heran.