Ägyptische Ächtungsfiguren und Ächtungslisten im Wandel der Zeit
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Spätestens seit der 6. Dynastie und bis in ptolemäisch-römische Zeit wurden im Alten Ägypten Rituale gegen Feinde durchgeführt. Zielpersonen waren alle als feindlich empfundenen Entitäten, von Rebellen in den eigenen Reihen über ausländische Herrscher bis hin zu Seth und Apophis, gefährlichen Tieren oder als Feinde stilisierten Krankheiten. Die Rituale konnten unterschiedliche Handlungen beinhalten – sie kennzeichnen sich aber durchweg dadurch, dass handgroße Figuren in der Gestalt gefesselter Gefangener verwendet wurden (Ächtungsfiguren), welche die Feinde während des Rituals physisch vertraten und mit deren Namen und weiteren Feindbegriffen beschriftet waren (Ächtungslisten). Die Figuren und ihre Aufschriften bilden die Basis dieser Studie. Carina Kühne-Wespi untersucht erstmals alle bekannten Ächtungsfiguren und -listen als ein eigenständiges Phänomen. Die Materialität der Figuren, also ihre Herstellung, ihre Entwicklung und die zugrundeliegenden Gestaltungsprinzipien, werden dabei genauso behandelt wie die Ächtungslisten, ihr Inhalt, ihre Struktur und ihr Wandel. Dabei werden nicht nur die Befunde des Alten und Mittleren Reiches berücksichtigt, sondern auch jene des Neuen Reiches und der späteren Zeit. Diese weite Perspektive erlaubt es, auch die engen Bezüge zu den Fremdvölkerlisten aufzuzeigen und eine verbreitete Praxis der Herstellung von Ächtungsfiguren mittels Stempeln nachzuweisen, die bislang unerkannt geblieben war.