Grundlegende Gedanken des Hamburger Hauptpastors Simon Schöffel im Vorfeld des Dritten Reiches (1931)
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Johann Simon Schöffel (1880-1959) wurde 1921 in der von Unruhen und Krisen geprägten Zeit der Weimarer Republik Hauptpastor an St. Michaelis in Hamburg. Er war aus Nürnberg gebürtig und an der Universität Erlangen zu einem standhaften Lutheraner ausgebildet worden. 1933 wählte man den Franken zum ersten Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Kirche im Hamburgischen Staate. Er hatte das Amt allerdings nur bis 1934, aber wieder nach dem Krieg von 1946 bis 1954 inne. Wie auch andere öffentlich Verantwortliche hatte Schöffel in diesen Jahren auf einem schmalen Grat zu gehen: zwischen traditioneller christlicher Verkündigung und Seelsorge einerseits und andererseits dem Schutz seiner Kirche vor der Vereinnahmung und Verrohung durch die „Deutschen Christen“. Es galt, den Glauben nicht zu verleugnen und den neuen Machthabern nicht allzu forsch zu widerstehen, um das Amt zu behalten und den Stand der Kirche zu bewahren. Schöffel musste aber bereits nach einem Jahr (1934) sein Bischofsamt aufgeben und blieb ein Pastor unter anderen. Nach dem Krieg jedoch wurde er wieder in das Bischofsamt eingesetzt. Das lässt vermuten, dass er sich den Nazis doch nicht angedient und bei den Hamburgern seine Sympathien nicht verloren hatte. Für unsere Nachkriegsgenerationen ist es ein Leichtes, aus der Vielfalt seiner ausgedehnten, stilistisch und inhaltlich höchst bemerkenswerten Predigten und Veröffentlichungen einzelne Zitate oder damals gängige Begriffe wie Volk, Rasse, Blut etc. herauszugreifen, um ihn als „strammen“ Anhänger des Ausführliche Analyse zu Simon Schöffel erhältlich als Buch von Walter Stäbler: Nationalsozialismus zu brandmarken, wie es seither häufig in der Kirchengeschichtsforschung über ihn geschehen ist. Der umfangreiche Nachlass enthält Briefe und Fotos, vor allem aber 50 maschinengeschriebene umfangreiche Predigten der Jahre 1926-1937 bzw. 1950. Diese inhaltlich und stilistisch brillanten Zeugnisse eines wortgewaltigen Predigers wurden vom Autor in Auszügen wiedergegeben und detailliert kommentiert. Man streift dabei nicht nur durch die reine lutherische Theologie, sondern gewinnt auch angesichts aller Anfeindungen von Seiten der Machthaber und deren kirchlichen Überläufer ein differenziertes Bild eines deutschen national-konservativ gesinnten Theologen, der aber dem militanten, ausgrenzenden Rassismus und Antijudaismus abhold war. Schöffel starb 1959 in Hamburg. Er war über seine Frau Maria geb. Linder aus Metzingen, einer Stadt am Rande der Schwäbischen Alb, mit Württemberg verbunden und wollte auch dort begraben sein. So gelangte zudem sein Nachlass in den Süden, der dem Autor zur Aufarbeitung und Analyse zur Verfügung gestellt wurde.