Vorlesen in der Familie
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Wenn in der didaktischen Diskussion die Frage nach den grundlegenden An-triebsmomenten des Leser-Werdens gestellt wird, so geschieht dies vornehmlich mit Blick auf das Schulalter. Anliegen der vorliegenden Studie ist es hingegen, Einsichten zu vermitteln in die vorgängigen und maßgeblich durch die Familie geprägten Literatur- und Gesprächserfahrungen jüngerer Kinder. Es geht darum, eine Tradition der Erforschung frühkindlicher Enkulturation, die in angelsächsischen Ländern in großer Nähe zu ethnographisch orientierten Studien entwickelt worden ist, nachzuzeichnen und für die deutschsprachigen Lese- und Mediensozialisationsforschung fruchtbar zu machen. Diese Forschungstradition wird auf der Grundlage verschiedener Dokumente zur Vorlesepraxis mit vierjährigen Kindern in niederländischen und deutschen Familien ein Stück weit fortgesetzt. Anhand transkribierter Verbalprotokolle zur gemeinsamen Bilderbuch- Rezeption mit Vierjährigen wird die grundsätzlich gesprächsförmige Ausprägung des Vorlesens aufgezeigt; zugleich aber wird nachgewiesen, daß sich diese Vorlesegespräche in ihrer musterhaften Struktur abhängig von der sozialen Schichtzugehörigkeit der Familie voneinander unterscheiden. Mütter-Interviews und literarische Tagebücher als weitere Dokument-Typen des Projekts erhellen die Perspektive der Erziehenden auf die familiale Vorlesepraxis. Die Rekonstruktion der Vorlesegespräche wiederum orientiert sich an der Frage nach möglichen Beziehungen zwischen der musterhaften Struktur des Eltern-Kind-Dialogs und den literarischen Verstehensfähigkeiten der Vierjährigen. Inhalt: Teil 1: Forschungsdiskussion zur literarisch-kulturellen Sozialisation im Vorschulalter. 1. Der Dialog als Fundament literarischer Sozialisation. 2. Zur Rolle der Fiktionalität in der alltäglichen Gesprächs- und Vorleseerfahrung von Vierjährigen. 3. Die Rezeption von Bilderbüchern als Beitrag zur Lebensbewältigung von Kindern im Vorschulalter. Teil 2: Die Fallstudie - Vorlesesituationen mit Vierjährigen im sozialen Kontext der Familie. 1. Die Anlage der Untersuchung. 2. Die sozialen Rahmenbedingungen von Vorlese- und Gesprächsprozessen in den Familien. 3. Dokumentation und Auswertung der Interviews. 4. Die Auswertung der „literarischen Tagebücher“. 5. Zur Rekonstruktion familialer Vorlesegespräche bei der Rezeption der Bilderbuch- Geschichte „Oh, wie schön ist Panama“. 6. Vorlesen im Gespräch: Einsichten der Fallstudie und ein didaktischer Ausblick.
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