Orientierung und Fokussierung der visuell-räumlichen Aufmerksamkeit unter wechselnden Aufgabenanforderungen bei Volleyball-Hochleistungssportlern

Wenn auch im Leistungssport häufig von Aufmerksamkeit die Rede ist, wird sie häufig noch nicht systematisch trainiert und ohne Berücksichtigung der spezifischen Tä- tigkeitsanforderungen getestet. Volleyball ist durch schnell wechselnde Situationen und räumliche Verteilung der zu beachtenden Spielmerkmale gekennzeichnet. Für den Leistungserfolg spielt eine flexible Ausrichtung und Fokussierung der Aufmerksamkeit im Sehfeld deshalb eine große Rolle. Dieses Buch stellt eine grundlagenorientierte Studie dar, in der diese Funktion der visuell-räumlichen Aufmerksamkeit bei Volleyball-Hochleistungssportlern unter Berücksichtigung ihres spezifischen Anforderungsprofils untersucht wird. Dafür wurde ein klassisches kognitionspsychologisches Paradigma zur Untersuchung der verdeckten Aufmerksamkeitsorientierung gezielt angepaßt. In einer signalisierten Reaktionszeit-Aufgabe wurden zu beachtende Orte durch Hinweisreize unterschiedlicher Größe vorangekündigt. Nach unterschiedlichem Zeitintervall erschien ein Zielreiz innerhalb oder außerhalb des Hinweisreizes in unterschiedlichem Abstand von seinem Rand. Die Aufgabe bestand darin, möglichst schnell auf das Target zu reagieren. Sowohl Reaktionszeiten (RZ) als auch elektroen- zephalographische Daten (ereigniskorrelierte Potentiale, EKP) wurden ausgewertet. RZ-Ergebnisse weisen generell darauf hin, daß Volleyball-Hochleistungssportler gegenüber Nichtathleten zu einer räumlich präziseren und schnelleren Anpassung des Aufmerksamkeitsfokus fähig sind. EKP-Ergebnisse zeigen, daß solche Leistungsergebnisse z. T. auf bestimmte Strategien der räumlichen Aufmerksamkeitsallokation zu- rückzuführen sind. Insbesondere setzen Volleyballspieler endogen gesteuerte Prozesse der Aufmerksamkeitsallokation dann ein, wenn die für sie gewohnheitsmäßige Anwendung eines weiten Fokus nach den Aufgabenanforderungen nicht angemessen ist. Die Flexibilität der visuell-räumlichen Aufmerksamkeit wird auch durch die differenzielle Fokussierungsleistung von Athleten unterschiedlicher Spielrollen verdeutlicht.