Zwischen Schicksal und Chance
Autoři
Více o knize
Ziel der vorliegenden Abhandlung ist die Entwicklung eines vorindustriellen Arbeitsbegriffes mittels einer hermneneutischen Methode, die auf das Verständnis dieses Begriffes aus seiner Zeit heraus setzt. Die Begrifflichkeit rund um die Arbeit wird mit stetem Blick auf die konkreten zeitgenössischen Arbeitswelten entwickelt. Historische Darstellung und philosophische Reflexion sind untrennbar miteinander verknüpft. Neben bekannten Philosophen kommen Wirtschaftslobbyisten, politische Schriftsteller und einfache Zeitzeugen zu Wort. Der Rückgriff auf die »Utopia« des Thomas Morus ermöglicht einen differenzierten Blick auf die unterschiedlichen Versuche, der Arbeit rationale Räume zu schaffen, welche die Neuzeit kennzeichnen. Dies gilt sowohl für die soziale Organisation der Arbeit als auch für die Bedeutung von Arbeit als Mittel zur rationalen Aneignung der Wirklichkeit in einer Epoche, die noch ohne Dampfkraft und Elektrizität auskommen mußte. Dabei eröffnen sich immer wieder neue Horizonte und Perspektiven, oft jedoch nur, um sich schon recht bald als Sackgassen zu erweisen. Die Rolle der Arbeit wird im individuellen und im sozialen Leben beleuchtet sowie als Mittel der Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur. Arbeit erscheint als abhängige Beschäftigung und als selbständiges Business, als ordnungs- und sozialpolitisches Instrument, als Erziehungsmittel und Ziel von Erziehung sowie als Chance auf Reichtum und Selbstverwirklichung. So facettenreich die Arbeitswelten sind, so polymorph ist der vorindustrielle Arbeitsbegriff. Somit zeigt sich, daß die Perspektive der Industriellen Revolution einer Zeit, in der »industry« noch »Fleiß« statt »Industrie« bedeutet, nicht gerecht wird und daß der Liberalismus Smith'scher Prägung nicht die einzige und unausweichliche Antwort auf die Fragen der Epoche vor 1776 war. Der Blick auf die Wurzeln und die Vorgeschichte des Liberalismus ist gerade angesichts dessen heutiger Renaissance aufschlußreich.