Die "Eingeborenen" Deutsch-Südwestafrikas
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Der Autor rekonstruiert in dieser Studie anhand von Artikeln und bildlichen Darstellungen in Kolonialzeitschriften das Bild, das sich die deutschen Kolonialherren in der Zeit von 1884 bis 1918 von den einheimischen Untertanen ihrer Kolonie Deutsch-Südwestafrika machten. Es wird in diesem Werk erstmals eine Quellenart ausgewertet, die entgegen gängiger Vorstellungen deutlich zeigt, dass sich Kolonisatoren und Kolonisierte damals in einer Art Dialog befanden, der zwar objektiv durch die Ungleichheit der Teilnehmer gekennzeichnet war, dennoch aber zu einer gegenseitigen Beeinflussung nicht nur der Vorstellungen voneinander, sondern auch des aufeinander bezogenen Handelns führte. Letzteres war durchaus nicht immer gegeneinander gerichtet. Häufig ergab sich bei gleichgerichteten Interessen auch ein Miteinander. Die Vorstellungen von den Einheimischen waren auf Seiten der Deutschen entsprechend den unterschiedlichen Gruppeninteressen (Repräsentanten der Kolonialverwaltung, Missionare, Händler, Siedler) nicht einheitlich. Außerdem unterlagen sie in 34 Jahren der deutschen Herrschaft auch einer historischen Entwicklung, wobei die Tendenz zum Negativen gegen Ende eindeutig überwog. Die in dieser Studie gewählte Perspektive ist die eines heutigen Ethnologen. Daraus ergibt sich bei der Quellenauswertung ein kontrastives Vorgehen: Einerseits werden die Aussagen der damaligen Epoche zusammengetragen und zu kohärenten ethnographischen Bildern verdichtet, andererseits werden vor diesem Hintergrund aus heutiger Sicht die damaligen Konzepte und Vorstellungen abgeleitet. Der Darstellung der rechtlichen Bedingungen der Kolonisierten in Deutsch-Südwestafrika ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Ebenso geht der Verfasser auf einige der damals im Kaiserreich vorherrschenden Stereotype von den Bewohnern Afrikas ein. Diese Untersuchungen bieten den wichtigen Interpretationsrahmen für die Analyse des eigentlichen Quellenmaterials.