Heimaufnahme, der erste Eindruck
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Vorwort zur 2., vollkommen überarbeiteten und aktualisierten Ausgabe Der Umzug in ein Altenpflegeheim ist eine einschneidende Ange-legenheit. Ich beschreibe diesen Umzug aus der Sicht des Heimes, also des Vermieters und Dienstleisters. Dabei ist ein Heim in der Vermittlung seiner Leistung nur erfolgreich, wenn es sich auch in die Situation des Pflegebedürftigen versetzt. Ob sich das Pflege-heim, Seniorenheim, Stift, Wohnpark für Senioren, Residenz oder wie auch immer nennt - es bleibt bei der schlichten Tatsache aus dem Blickwinkel des zukünftigen Bewohners: Ich muss, pflege-bedingt, meine eigene Wohnung aufgeben und endgültig für den Rest meines Lebens in ein Heim umziehen. Es hat sich in den Heimen inzwischen eingebürgert vom Kunden zu sprechen. Das hilft, weil ein Pflegebedürftiger sich nur so der Zuwendung sicher sein kann. Fürsorge kann entmündigen, ein Kunde sollte „König“ sein. Ist ein Kunde im Heim eingezogen, sollte er dort kein Gast sein sondern sich einleben und wie zuhause fühlen. Das Personal spricht dann oft vom „Bewohner“. Das schönste Kompliment, das ein Bewohner machen kann, ist, wenn er aus Überzeugung sagt: „Ich bin jetzt hier im Heim zuhause. Das Heim ist mein neues Zuhause.“ Da er im Heim von vielen anderen Menschen umgeben ist, insbe-sondere gleichermaßen pflegebedürftigen Menschen, lebt er dort in Hausgemeinschaften, auf Wohnbereichen - aber auch im nicht zu überwindenden Sprachgebrauch von Heimmitarbeitern - oft noch auf „Stationen“. Sie sehen, lieber Leser, Sprache ist verräterisch. Und oft wird Sprache gedankenlos gebraucht. Ich möchte mich bemühen, auch sprachlich die Zusammenarbeit von pflegebedürftigem Kunden und dem Heim als Wohnort und Dienstleister sensibel näher zu bringen. Wegen der besseren Lesbarkeit habe ich mich auf die männliche Ausdrucksform beschränkt. Interessentinnen und Kun-dinnen, Bewohnerinnen und Mitarbeiterinnen sind gedanklich eingeschlossen. „Eine Praxishilfe zur Qualitätssicherung“ heißt es im Untertitel. Ich werde Standards nennen, beschreiben und begründen. Aber ich werde die Standardqualitäten nicht in DIN-Normen fassen. Diese Praxishilfe ist kein Kochbuch, das fertige Rezepte liefert. Seine Lektüre soll Sie auf entspannte Weise ermuntern, Ihre Pra-xis vor Ort mit anderen Augen zu sehen und den Blickwinkel des Kunden einzubeziehen. Dann lassen Sie sich – so meine Hoffnung und Überzeugung - für eine gute, motivierte und zuwendungsori-entierte Arbeit ermuntern. Das Ziel ist erreicht, wenn ein Bewoh-ner Ihnen sagt: „Ich habe große Angst vor dem Heim gehabt. Aber Sie haben mich so gut begleitet, dass ich jetzt froh bin, hier zu sein.“ Freiburg, Mai 2008