Der letzte Überlebende
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„Muß man verrückt sein, um in Dachau ein normales Leben zu führen?“ Wie ein geheimes Leitmotiv bringt diese Frage die Spannung zur Sprache, der sich niemand entziehen kann, der in Dachau lebt - die Spannung zwischen der idyllischen Schönheit einer malerischen Kleinstadt und dem Grauen, das ihrem Namen anhaftet, zwischen der Sehnsucht nach Normalität und den Geistern der jüngsten Geschichte, die dieses „Epizentrum teutonischer Exzesse und Greueltaten in unserem Jahrhundert“ heimsuchen. Wie lebendig dieses Trauma der Geschichte ist, verkörpert die Gestalt im Zentrum von Rybacks Darstellung, der Überlebende Martin Zaidenstadt, der seit Jahren täglich in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Dachau Wache vor dem Krematorium hält und die Besucher mit seiner Erinnerung an die Wirklichkeit des Lagers konfrontiert. „Ich heiße Martin Zaidenstadt. Ich habe dieses Lager überlebt. Ich komme seit dreiundfünfzig Jahren jeden Tag hierher.“ 87 Jahre alt, besessen von den Dämonen der Vergangenheit, mit einer Biographie, die sich in den Akten nicht nachweisen läßt, ein Mensch von scharfem Intellekt und hintergründigem Humor, voller Widersprüche, bisweilen verwirrt, entzieht sich der „letzte Überlebende“ bis zum Schluß einer einfachen psychologischen Deutung. Fasziniert von dessen Persönlichkeit und Geschichte, macht sich der Autor auf eine schwierige Spurensuche, die ihn bis in Zaidenstadts polnische Heimatstadt führt. Die Suche nach dem Lebensweg von Martin Zaidenstadt fügt sich zu einem komplexen, sehr menschlichen Bild über die traumatische Wirkung deutscher Vergangenheit, das die Vorstellung deutscher „Normalität“ als Illusion entlarvt. Timothy W. Ryback, geboren 1954, ist Direktor des Salzburg-Seminars, eines Forums für globalen Dialog. Zuvor lehrte er Geschichte und Literatur an der Harvard University. Er schreibt für „Atlantic“, „The New Yorker“ und „The New York Times Magazine“. Sein Buch „Der letzte Überlebende“ erhielt vorzügliche Kritiken in der amerikanischen Presse.