Staat, Recht und Kirche
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Einen Diskussionsbeitrag zur Rolle der Kirche im Staat und in der Gesellschaft bietet M. Martin durch die Analyse der langfristigen Entwicklung des Verhältnisses von katholischer Kirche und politischer Macht. Zunächst geht er auf die Rolle von Geistlichen als weltlichen Landesherren im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation ein. Eigens werden die Beteiligung Geistlicher an der Entwicklung des römisch-deutschen Herrscherwahlrechts und die damit verbundenen Privilegien analysiert. Insbesondere wird auf die Verbindung von Erzkanzlerämtern und Bischofsstühlen eingegangen. Besonders breiten Raum nimmt die Abhandlung zum Ketzerrecht ein. Unter Berücksichtigung des ideologischen Hintergrundes behandelt Martin die Verfolgung nichtkatholischer Gemeinschaften, die in der Ausrottung der Katharer einen Höhepunkt erreichte, ebenso wie die Unterdrückung der Katholiken in zahlreichen Gebieten als Folge der Reformation. Auch wird die Bedeutung der Kirche im Bildungbereich dargestellt und der Einfluss religiöser Vorstellung auf die Reichsideologie herausgearbeitet. Deutlich wird der dramatische Einschnitt, den die Französiche Revolution und die Säkularisation darstellen. Wie sehr die katholische Kirche nach 1815 zu einem Neuanfang in der Lage war, wird gerade im Bereich staatskirchenrechtlicher Vorgänge und dem Aufblühen des Ordenswesens sichtbar. U. a. anhand des Kölner Mischehenstreites und des Kulturkampfes zeigt Martin, wie die katholische Kirche sich in Auseinandersetzungen zu behaupten wusste. Eigens wird auf Elsaß-Lothringen eingegangen als Schnittstelle kirchlicher, kultureller und staatlicher Konflikte, das heute noch gerade staatskirchenrechtlich einen Sonderstatus besitzt.