Herrschaft und Emanzipation
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Das Buch des bekannten Politologen Wilfried Röhrich zielt auf jene breite Spannweite zentraler Problemlagen, die seit dem Ende des Ost-West-Konflikts die Blickrichtung der Politikwissenschaft bestimmen. Was im Bereich der Politischen Philosophie zu neuen Reflexionen über die Idee realer Humanität führte, die sich gestaltend in geschichtlicher Praxis verkörpert, das steigert sich im Erkenntnisgrad von der politischen Kultur-Forschung über die Politische Systemlehre bis zur Internationalen Politik. Im Bereich der politischen Kultur-Forschung verloren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der sozialistischen Systeme in Mittel- und Osteuropa die liberalen Demokratien als Wertorientierung der EU-Bürger eine ihrer wichtigsten Ressourcen der Legitimation. Die während der Systemkonkurrenz latent gebliebenen Defizite zeigen sich heute in den westlichen Gesellschaften, in denen nicht nur die demokratischen Institutionen an Bedeutung verlieren, sondern auch die Maßstäbe für die Orientierung zu schwinden drohen. Parallel hierzu erfuhr im Zuge der Politikverdrossenheit der auf die klassischen Elitentheorien zurückgehende Begriff der politischen Klasse eine breite Renaissance. Diesen Terminus verbindet die Politikwissenschaft mit dem heutigen Phänomen der Professionalisierung und den Kartellierungstendenzen der Berufspolitiker mit ihrem Versorgungsinteresse, von der Politik leben zu können - und das möglichst dauerhaft und gut. Die sprunghafte Evolution im Zivilisationsprozeß der internationalen Beziehungen bewirkte vor allem einen Umbruch der vormals bipolaren in eine zunehmend multipolare Weltpolitik. Neue Unübersichtlichkeiten manifestieren sich im Trend der Fragmentierung diverser Lebensbereiche mitsamt den ethno-nationalistischen Konflikten, besonders aber im Trend der multidimensionalen Globalisierung, der einen Prozeß der Entgrenzung politischer Räume und der Relativierung nationaler Souveränität bewirkt hat. Analysiert werden des weiteren das Konzept der Weltinnenpolitik als ein solches der Friedensforschung und die Weltgesellschaft - die OECD-Welt und die übrige Welt, also im wesentlichen die Entwicklungsregionen - sowie die Ost-West-Beziehungen, vorwiegend im Kontext der Transformationsforschung, und schließlich die Nord-Süd-Beziehungen mit Blick auf die regionalen Vormächte und die Revitalisierung der großen nicht-westlichen Zivilisationen auf den Kontinenten des Südens. Das Buch bietet überzeugende Lösungsansätze für die angedeuteten Problemfelder und empfiehlt sich als ein präzises Kompendium der Kernbereiche einer kritischen und emanzipatorischen Politikwissenschaft.