Pragmatik der Photographie
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Kern der Analyse ist die Erkenntnis, daß sich der Realitätsbezug von Photographien grundsätzlich innerhalb eines komplexen Gefüges pragmatischer Relationen einstellt, in Abhängigkeit von der jeweiligen Verwendung der Bilder. Die Studie zeigt, daß über die empirische Untersuchung faktischer Gebrauchsweisen hinaus eine Formalisierung möglich ist, die Erarbeitung eines Zeichenbegriffes, der die Handlungsgebundenheit der Photographie bereits einschließt: Diese ist kein Zeichen, das an sich bestimmt wäre, um dann in zweiter Hinsicht auch noch in konkreten Situationen verwendet werden zu können, vielmehr ist der Gebrauch selbst konstitutiv für ihre Zeichenhaftigkeit. Der im Zuge der Studie aufscheinende Charakter von Bedeutung, Referenz, Wahrheit und Wirklichkeit als kulturelle Konstruktionen mündet jedoch nicht in ziellosen Relativismus, sondern wird durch ein Modell pragmatisch gebundener Rationalität in seiner sozialen Funktionsweise erhellt. Derart versteht sich der hier vorgestellte Ansatz als Alternative sowohl zu einem naiven Realismus, der dem Lichtbild, bedingt durch dessen mechanische Entstehungsweise, eine ursprüngliche Wahrheit und Evidenz zusprechen möchte, wie auch zu einem gängigen Skeptizismus, der unter Verweis auf die unhintergehbare Einschreibung überkommener Codes und die konstruktive Verfaßtheit von Bedeutung und Referenz den Anspruch auf Rationalität wie auch die Möglichkeit einer objektiven Differenzierung zwischen Fiktion und Wirklichkeit preisgibt. Im kritischen Durchgang durch dominante Konzepte der Photographietheorie werden deren zentrale Begriffe einer Revision unterzogen und in Relation zur Handlungsebene neu definiert. Der Weg der Untersuchung führt über eine zunehmende Konkretisierung und Verdichtung des Zeichenbegriffes. Wird im ersten Teil der Arbeit freigelegt, daß Referenz gerade nicht aus den Eigenschaften eines an sich beschreibbaren Zeichens erklärt werden kann, daß sie sich stets unter Bezug auf weitere Determinanten herausbildet, so untersucht der zweite Hauptteil eben dieses Gefüge auf seine strukturellen Voraussetzungen hin. Peter Riedel, geb. 1971, ist Wissenschaftlicher Assistent am Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften der Philipps-Universität Marburg.