Wandlungsprozesse in Westdeutschland
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Die Autorinnen und Autoren befassen sich mit der Frage, wie aus dem Nachfolgestaat der Hitlerdiktatur innerhalb einer Generation eine zunehmend liberale Gesellschaft werden konnte. Die Frage, wie angesichts der Belastungen aus der NS-Zeit innerhalb einer Generation aus dem Nachfolgestaat der Hitlerdiktatur eine liberale Gesellschaft werden konnte, ist Gegenstand dieses Sammelbandes. Bestand auf der einen Seite eine von der NS-Diktatur tief geprägte Gesellschaft in einem zerstörten und geteilten Land unter Besatzungsregime und ohne eigene Regierung, so stand auf der anderen Seite ein reiches Land mit einem weithin anerkannten demokratischen Regierungssystem und einer Gesellschaft, die sich kaum mehr von denen anderer westlicher Staaten zu unterscheiden schien. Den Zeitgenossen erschienen die materiellen Veränderungen zwischen 1945 und den 60er Jahren als die bedeutsamsten: wirtschaftlicher Wiederaufbau, wachsender Wohlstand, soziale Absicherung. Demgegenüber wurde die Frage der gesellschaftlichen Nachfolge, der kulturellen und mentalen Kontinuitäten zunächst gar nicht als Problem wahrgenommen. In der Distanz erscheint das Ausmaß des gesellschaftlichen Wandels ebenso wie die politische und soziale Stabilität, vor allem aber die Veränderungen in den Lebensweisen, Normen und kulturellen Orientierungen erstaunlich und erklärungsbedürftig. Die sich in den 60er Jahren sukzessive durchsetzende Liberalisierung von Staat und Gesellschaft erweist sich nicht allein als Reaktion auf die Hinterlassenschaften der NS-Zeit, sondern als Ausdruck eines längerfristigen Anpassungsprozesses an die Bedingungen der Industriegesellschaft und gibt Hinweise auf die Tektonik des 20. Jahrhunderts jenseits der politischen Einschnitte. Mit Beiträgen u. a. von: Ulrich Herbert, Jan Friedmann, Jörg Später, Nicolas Berg, Jan Eckel, Patrick Wagner, Bernhard Brunner, Moritz Scheibe, Christina von Hodenberg, Sybille Buske, Imanuel Baumann, Michael Kandora, Julia Ubbelohde, Torsten Gass-Bolm, Cornelia Brink.