Mein Leben ist eine Waffe
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Sie setzen die Grundregel menschlicher Existenz außer Kraft, die da heißt, so lange wie möglich zu leben. Damit treffen sie ins Herz der Macht. Gegen Selbstmordattentäter gibt es keinen Schutzschild und keine Sicherheitsszenarien. Davon ist der mit dem Springer-Journalistenpreis ausgezeichnete Islamexperte Christoph Reuter überzeugt. Ihre wahre Zerstörungskraft liegt in einem komplizierten Koordinatensystem von politischer Wirklichkeit, Wahn und mythischen Vorstellungen begründet. Reuter widerspricht den schnellen Begründungen, die sich auf die Biografien der Attentäter stützen und sie als psychopathische Ausnahmeerscheinungen abtun. Aus seiner langjährigen Erfahrung vor Ort in verschiedenen Ländern islamischer Kultur und aus einer Vielzahl von Begegnungen mit Menschen aus dem Umfeld von Selbstmordattentätern entwickelt Reuter die kulturellen Hintergründe und das Psychogramm eines Phänomens, das erst vor 20 Jahren mit der islamischen Revolution im Iran entstand. Die Idee breitete sich aus wie ein Virus - von der Hisbollah über die Hamas bis nach Tschetschenien und Sri Lanka. Reuter verfolgt Lebenswege, die auch gebildete Menschen in das verzweifelte Glück des Selbstmordanschlags treiben. Am Beispiel der palästinensischen Gesellschaft wird deutlich, dass es keiner Gehirnwäsche, sondern einer menschlichen und politischen Ausnahmesituation bedarf, um Selbstmordattentäter hervorzubringen. Ändern sich politische Lage und Lebensbedingungen, verschwinden auch die Attentäter, denn, so Reuter, die „Märtyrer-Maschine“ ist flüchtig. Auf die Dauer lässt sich das Grundbedürfnis nach Leben, Nähe und Liebe, wie am Beispiel des Iran zu sehen, nicht verneinen.
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