Der Richter im Ich
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Der aufgeklärte Mensch des späten 18. Jahrhunderts wollte gut sein. Das Subjekt der Aufklärung trat mit dem Anspruch an, sich im Vertrauen auf die Kraft des Gewissens die Gesetze seines moralischen Handelns selbst zu geben. War diese Aufklärung der Verlust religiöser Bindungen oder die Befreiung von ihnen? Und welche Bindungen schuf sich diese Aufklärung? Andreas Bähr erschließt die historisch-kulturelle Bedeutung der aufklärerischen Vorstellung von Moralität von der Grenze her: aus der Perspektive des Problems der Selbsttötung. Er analysiert Selbstbeschreibungen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, deren Verfasser sich im Bewusstsein untilgbarer Schuld selbst zum Tod verurteilten. Die Selbsttötung war ihnen letzte Möglichkeit moralischen Handelns. Im Blick auf diese Paradoxie schreibt Bähr Aufklärungsgeschichte jenseits von Fortschrittsoptimismus und Vernunftkritik.