"So sehe ich die Sache!"
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Erwachsene und Kinder leben in unterschiedlichen Lebenswelten. Das betrifft Eltern und Kinder genau so wie Grundschullehrer und Schüler. Die unterschiedlichen lebensweltlichen Bindungen können ebenso wie die spezifischenkognitiven und emotionalen Wahrnehmungsweisen als Verstehensbarrieren wirken. Wirklichkeitsrelevante praktische pädagogische Tätigkeit und die Konstituierung von erziehungswissenschaftlichen Theorien sind darauf angewiesen, die Perspektive der Betroffenen in den Blick zu bekommen. Erfolg versprechendes pädagogisches Handeln ist immer auf ein hinreichendes Verstehen des Kindesangewiesen. Wie also können Erwachsene Kinder verstehen lernen? Die einfache, wie gleichsam schwierige Antwort lautet: Erwachsene müssen konkrete Einblicke in Handlungs- und Deutungszusammenhänge von Kindern gewinnen und diese reflektieren. Biografische Geschichten von Kindern können ein Eingangstor zum Verstehen sein. Vor allem wenn Erwachsene Kinder erziehen, sollten sie wissen, dass Kinder die Welt oft anders sehen als sie selbst und das bei ihrer Erziehung in Rechnung stellen. Obwohl ja jeder Mensch einmal Kind war, vergessen die meisten, was es heißt, ein Kind zu sein. Erwachsene haben schlicht verlernt, wie ein Kind zu denken und zu fühlen. Ein konkretes Beispiel vor Augen hilft Erwachsenen vielleicht, Kinder besser zu verstehen. Entsprechend dieser Absicht, pädagogische Theorien und kindliche Lebenspraxis eng miteinander zu verbinden, basiert das vorliegende Theoriebuch auf der empirischen Erfahrungswelt eines Kindes. Seine Selbst- und Weltbilder, Erlebnisse, Bewertungen und Gefühle werden in Beziehung zu Theorien der Persönlichkeitsentwicklung geSetzt und mit erziehungswissenschaftlichen Modellen konfrontiert. Entwicklungs- und Erziehungsfragen werden gewissermaßen aus der Perspektive von Betroffenen aufgerollt, wobei der aktive Einfluss, den ein Kindes selbst auf seine Entwicklung ausübt, deutlich wird. Entwicklung und Erziehung eines Kindes vollziehen sich demnach unter dem Einfluss seiner biologischen Anlagen, der konkreten sozialen Umweltbedingungen einschließlich aller Erziehungsbemühungen und seines aktiven Selbst.