Arbeitszeit und Arbeitsvolumen in der Bundesrepublik Deutschland
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„Die Arbeitszeit ist in den letzten Jahren sowohl in der politischen Diskussion wie auch in der empirischen Forschung national wie international in den Vordergrund gerückt. Für umfassende Analysen von Entwicklung und Struktur des Arbeitsmarktes und der Wirtschaft sind lange, konsistente Zeitreihen für Arbeitszeit- und Arbeitsvolumendaten erforderlich. Auf dieser Basis können Arbeitszeitentwicklungen und ihre Ursachen analysiert und deren Bedeutung für das Arbeitsvolumen und die Beschäftigung besser eingeschätzt werden. Das IAB erarbeitet im Rahmen eines (Dauer-)Forschungsprojekts ausführliche Arbeitszeit- und Arbeitsvolumenrechnungen. Diese wurden 1997 in die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) des Statistischen Bundesamtes integriert. Ergebnisse lagen bisher in wirtschaftsfachlicher Gliederung nach Quartalen und Jahren ab 1991 vor. Mit dem Aufbau eines einheitlichen Europäischen Systems der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (ESVG) und der damit verbundenen Revision des alten Datenbestands ergab sich im Rahmen des ESVG-Lieferprogramms die Notwendigkeit, das Arbeitsvolumen rückwirkend bis 1970 neu zu berechnen. Das Statistische Amt der Europäischen Gemeinschaften (Eurostat) hat das IAB mit diesen Arbeiten beauftragt. Der Beitrag enthält den Abschlussbericht dieses Auftragsprojekts “Rückrechnung der Jahresarbeitszeiten bis 1970 und der Quartalsarbeitszeiten bis 1980 für Westdeutschland„. Auf Grundlage des im IAB entwickelten Konzepts wurden systematisch und differenziert die durchschnittlich geleistete Jahresarbeitszeit und ihre Komponenten für den Zeitraum 1970 bis 1990 neu berechnet. Die Arbeitszeit besteht aus verschiedenen Komponenten: kalendermäßige Vorgaben, tarifliche Vorgaben, konjunkturelle Einflüsse, Krankenstand, Teilzeitbeschäftigung sowie sonstigen vielfältigen Faktoren. Daraus wird die durchschnittlich geleistete Arbeitszeit je Arbeitnehmer im Jahr bzw. Quartal ermittelt. Im Methodenteil des Berichts werden die den einzelnen Komponenten zugrunde liegenden Quellen sowie angewandten Berechnungs- und Schätzverfahren erläutert. Im anschließenden Ergebnisteil wird dargestellt, wie sich die Komponenten der Arbeitszeit und die daraus abgeleitete durchschnittliche Jahresarbeitszeit gesamtwirtschaftlich und wirtschaftszweigspezifisch im relevanten Zeitraum entwickelt haben. Es erfolgt eine qualitative und quantitative Analyse von Niveau, Entwicklung und Struktur der Arbeitszeit, des gesamtwirt-schaftlichen Arbeitsvolumens sowie der Produktivität je Erwerbstätigen bzw. Erwerbstätigenstunde. Die Ergebnisse zeigen, dass das Arbeitsvolumen (als Summe der in der gesamten Volkswirtschaft geleisteten bezahlten Arbeitsstunden) - von Konjunkturschwankungen abgesehen - im Untersuchungszeitraum insgesamt rückläufig war. Dagegen ist die Zahl der Erwerbstätigen trendmäßig deutlich gestiegen. Diese gegenläufige Entwicklung ergab sich im Wesentlichen aus tariflichen Arbeitszeitverkürzungen und einer, mit der steigenden Frauenerwerbsquote verbundenen Ausweitung von Teilzeitarbeit. In diesem längerfristigen Entwicklungsprozess hat sich die Verteilung des Arbeitsvolumens deutlich verändert. Die Stundenproduktivität ist in den 80er-Jahren langsamer gewachsen als in den 70er-Jahren. Insgesamt spiegelt die “Produktivitäts-Produktionsschere„ (das stärkere Ansteigen der Produktivität gegenüber dem realen Bruttoinlandsprodukt) die Abnahme des Arbeitsvolumens wider.“ (Autorenreferat, IAB-Doku)