Wenn Orpheus Ödipus begegnet ...
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Jean Cocteau (1889-1963) gehört zu den Vertretern der französischen Avantgarde und damit auch zu den Wegbereitern der Moderne. Diese Studie widmet sich seinen Arbeiten für die Bühne und für die Leinwand an zwei zentralen Sagen der abendländischen Kultur, der Ödipus- und der Orpheus-Sage. Beide griechische Figuren begleiten Cocteaus künstlerischen Werdegang und etablieren ihn zuerst als Theater- und später als Filmautor. Die sechs besprochenen Einzelwerke werden nicht nur in ihrem jeweiligen kulturhistorischen Kontext verortet, sondern unter dem Aspekt ihrer intertextuellen und intermedialen Bezüge analysiert. Dabei steht Cocteaus 'bricolage'-artiger Umgang sowohl mit antiken als auch mit modernen Mythen-Tradierungen im Fokus der Untersuchung. Währenddessen die metapoetischen Hintergründe für seine stetige Wiederaufnahme beider Stoffe aufgedeckt werden. Die ästhetischen Ansprüche und poetologischen Auseinandersetzungen, die Cocteau in seinen Mythenvarianten verfolgt, schließt er letztendlich mit seinem letzten Film 'Le Testament d’Orphée' ab. In diesem testamentarischen Werk vollendet der Poet seine lebenslange Beschäftigung mit den zwei mythischen Überlieferungen, indem er sie mittels einer Motivverknüpfung miteinander verbindet und den 'Augen-Blick', wo Orpheus und Ödipus sich begegnen, möglich macht. Maryline Cestier hat in Frankreich und Deutschland Germanistik, Romanistik und Komparatistik studiert und an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit vorliegender Arbeit promoviert.