Lange Schatten meiner Stasi-Bearbeiter
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Seit 1992 suchte Edmund Käbisch das offene Gespräch mit DDR-Zeitzeugen, Akteuren des Regimes, die ihn als „Feind“ angesehen, behandelt und bearbeitet hatten. In freiwillig und offen geführten Gesprächen, Briefwechseln und öffentlichen Diskussionen wurden Erfahrungen und Sichtweisen der SED-Diktatur und im Umgang mit der Vergangenheit ausgetauscht. „Ich spürte, dass die meisten der über fünfzig Zeitzeugen sich für ihr damaliges und heutiges Denken, Reden und Handeln verantwortlich fühlen, aber zum Teil auch ihre Geheimdienstarbeit glorifizieren. Aus meiner Sicht haben diese Zeitzeugen mit dazu beigetragen, dass sich das Ende der DDR 1989 in unserem Land als Friedliche Revolution ereignen konnte und es nicht zu Gewalt oder Eskalation kam.“ Ausgehend von seiner eigenen Stasi-Akte nähert sich Käbisch in Forschung und Gesprächen den Motiven, Vorgehensweisen und Akteuren der Stasi an. Er dokumentiert das „Zwickauer Modell“, eine planmäßige Einflussnahme auf die Evangelische Kirche in Sachsen. Kirchliche Amtsträger sollten im Sinne von SED und Stasi die „Kirche von unten“ und deren Streben nach Freiheit, Menschenrechten und Demokratie unterdrücken und so unbewusst zu effektiven Erfüllungsgehilfen der Diktatur werden. Die langen Schatten dieser Methode wirken bis heute nach, was nicht nur der Autor am eigenen Leib erfahren musste, sondern auch ein Grund für den dramatischen Vertrauensverlust und den Einbruch der Mitgliederzahlen der Evangelischen Kirche ist. „Hinter jeder Akte steht ein menschliches Schicksal [...] Die Rechte von Menschen zu unterdrücken, um die Macht einer Partei nicht zu gefährden, das war in großen Teilen Auftrag der Stasi, aber auch von SED-Funktionären. Die Stasi-Akten geben davon ein schriftliches Zeugnis. In den Akten steht aber auch vieles über das Leben und Funktionieren derer, die Verantwortung für die Unterdrückung getragen haben: inoffizielle Mitarbeiter, hauptamtliche Offiziere, Funktionsträger der Partei. Die Dokumente des MfS beschreiben nämlich auch das Funktionieren in einer Unterdrückungsbürokratie und einem Geheimpolizeiapparat und beleuchten damit, wie Menschen zu Handlangern der Repression wurden.“ Roland Jahn, Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen