Lichtung
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Sein neues Klavierstück zählt so viele Takte wie Claire, die neue Freundin, Lebensjahre. Er ist Mitte dreißig, Pianist und Komponist – aber nach dem anfänglichen großen Glück und einem kurzen gemeinsamen Leben zieht sich diese rätselhafte, verschlossene Frau, die das Talent hat, die Menschen um sich herum unglücklich zu machen, mehr und mehr von ihm zurück. Während eines medizinischen Experiments in einer Klinik, bei dem die Auswirkungen von Licht und Dunkelheit auf die Seelenbefindlichkeit erkundet werden soll, findet der Erzähler Muße, um 'dem Schmerz gespannt in seine Klause nachzusteigen'. Und wie Orpheus in der Waldlichtung den endgültigen Verlust seiner Eurydike besingt, so beklagt der verlassene Komponist das Scheitern seiner Versuche, Claire zurückzuholen. Nach seinem Erstling Windladen, in dem uns klingende Prosa von waghalsiger Komponierlust begegnete, in dem Worte zu Musik und Musik zu klingender Prosa wurde, erzählt Lichtung aufs Neue in feinstens temperierter Sprache von einer bedingungslosen Liebe. Und zwischen den Worten lauert in Jan Lurvinks Prosa neben dem Ungewissen und der Angst das Hoffen und eine leise Komik, neben den Qualen intensivster Gefühle das Lichtvolle.