Das karibische Testament
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Dies ist die Geschichte der Entstehung eines Stadtteils am Rand einer südamerikanischen Großstadt. Unschwer ist die Karibikregion im Norden Kolumbiens zu erkennen. Die ersten Siedler nennen ihr neues 'Barrio' selbstironisch Chibolo, die Beule. Es sind ihrer dreißigtausend, die eines Morgens mit ganzen Karawanen von Autobussen angekarrt werden, um das vorgesehene Land zu besetzen und ihre Parzelle in Besitz zu nehmen. Ermutigt und unterstützt wird der Exodus vom Land durch einen Senator, der in seinem Wahlkreis Stimmen braucht. Es entsteht das, was wir gemeinhin als Slum bezeichnen, doch während uns Slums geschichts- und gesichtslos vorkommen mögen, verleiht Marco Schwartz seinem Chibolo beides: Er greift weit zurück in die Geschichte dieses Landstrichs und seiner Bewohner. Und Chibolo ersteht in der mitreißenden Erzählung als ein ganzer Kosmos, der uns an García Márquez’ in der gleichen Gegend angesiedeltes Macondo erinnert. Es geht im Wesentlichen um die Landfrage, die in Lateinamerika immer noch im Zentrum der meisten sozialen und politischen Kämpfe steht. Und Schwartz erzählt große Geschichten, die immer wieder an biblische Geschichten erinnern: Vertreibung aus dem Paradies, Brudermord, Landverheißung, Exodus, Messias. Doch so, wie Marco Schwartz es hier tut, kann man die Bibel nur in Lateinamerika und in der Karibik schreiben …