Raubvogel
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Der Ich-Erzähler, ein siebenjähriger Junge, wächst auf in einer Welt des erwachsenen Wahnsinns: eine Mutter, die Schicht auf Schicht im Krankenhaus schiebt, ein drogenabhängiger Vater, der in seiner Sucht zwischen liebevollem Familienclown und gewalttätigem Choleriker schwankt – und teils kauzige, teils feindselige Nachbarn. Die einzigen verträglichen Menschen scheinen die anderen Kinder zu sein, und ein wahrer Lichtblick ist der vierjährige Bruder Tobi. Unter all den Anforderungen, die die Welt der Erwachsenen an ihn stellt, geraten seine eigenen Gefühle zunehmend in den Hintergrund. Seine Einsamkeit ordnet er den Bedürfnissen der Mutter unter, die neben diversen exzessiven Versuchen, ein neues Glück zu finden, ihre Familie und beinahe auch sich selbst vergisst. Konsequent erzählt Benjamin Tienti aus der Perspektive eines Jungen, der hellwach eine Welt zu durchdringen sucht, in der er auf sich allein gestellt ist: vom Schweigen, ob man Grenzen selbst überschreitet oder sie für einen überschritten werden, ob die eigenen Gefühle verloren gehen, ob das überhaupt jemand bemerkt und nicht zuletzt darüber, ob man diese Gefühle irgendjemandem schuldet oder einfach nur sich selbst.