Nichts davon stimmt, aber alles ist wahr
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Was ist der Tauschwert der Liebe? Belauern sich zwei: ein junger Mann wittert die Chance, schnell zu erben; und eine todkranke, einsame Frau sieht die Gelegenheit, noch einmal jemanden an sich zu binden, der ihr jeden Wunsch von den Lippen abliest. Matthias gibt den Frauen nur, was sie wollen; er ist kein schlechter Mensch. Dass er seiner Mutter erzählt, er werde wahrscheinlich bald in den diplomatischen Dienst aufgenommen, ist eine Art Notlüge zur Rettung des Selbstbewusstseins. Er kann ja schlecht zugeben, dass er von der Versicherung, bei der er Vertreter war (in ihren Augen ohnehin ein unwürdiger Job), gerade gefeuert wurde. Seiner Nachbarin erzählt er, er suche seine entlaufene Katze (obwohl es die eines anderen ist) – wie sonst hätte er mit ihr in Kontakt kommen und eine Affäre anfangen können? Und die verschiedenen Profile in den Dating-Börsen des Internets braucht er nur zum Geldverdienen; sein Herz hängt da nicht dran. Als er Annemarie Funk, eine todkranke, einsame Frau kennenlernt, drängt er sich nicht auf. Sie ist es, die ihm verrät, dass sie so gern einen Sohn gehabt hätte. Und sie kommt auf die Idee, sein Name »Matthias« heiße schließlich »Geschenk Gottes«, er könne doch bei ihr einziehen. Doch seine Hoffnung, schnell und einfach zu einem Erbe zu kommen, wird auf eine harte Probe gestellt: Unvermutet blüht Annemarie in seiner Gegenwart auf, scheint sich auf wundersame Art zu verjüngen. Und das Ringen beginnt – um die kurze Zukunft von Annemarie, um das, was sie zu erzählen hat, um das, was sie hinterlassen wird, und darum, was einem Menschen, der nicht mehr lange zu leben hat, wirklich wichtig ist: die Wahrheit oder eine schöne Illusion.