Der Sprung durch den Teich
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Von Harald Gröhler ist soeben im Pop Verlag erschienen: „Der Sprung durch den Teich. Die Metaphysik der Gedichte“. Ein 136-Seiten-Gedichtbuch, kein dünnes Bändchen (wie die vorausgegangenen sechs Lyrikbände Gröhlers). Es ist Gröhlers 16. Buch. Der Maler und Beuysschüler Prof. Peter Angermann hat sich in einer Titelblattzeichnung den Sprung durch den Teich auf eine witzig-fahrige Weise vorgestellt. Gröhler lebt in Berlin. Er unternahm früher Trampfahrten, auch hochriskanter Art, quer durch Europa und nach Kleinasien. Danach hatte er selber immer wieder ein Auto; den letzten Wagen hat er jetzt aus guten Gründen verkauft. Gröhler studierte Psychologie und Philosophie – und weiter nichts –. Er war aber Gastprofessor, für Literatursoziologie, an US-Staatsuniversitäten. Er gründete die Gruppe IntermediaR. Die zwei Jahre auftrat, bis sie wieder auseinander lief, und er ist Träger des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (das Ordensbändchen hat er leider gerade in der Münchener Straßenbahn verbummelt, auf einer Lesereise). Dreimal erhielt er auch einen 1. Preis – einmal für ein Theaterstück, zweimal für Lyrik, zuletzt den Inge-Czernik-Förderpreis Lyrik 2010 –. Gröhler ist im PEN. Einzelne Passagen seines Werks sind bis jetzt in zehn Sprachen übersetzt worden. Zum Beispiel ins Georgische, folglich nicht bloß ins Englische. Gedichte von Gröhler sind von zwei Komponisten vertont worden; über ein Kurzgedicht hat ein Filmregisseur ein ganzes Video gemacht (das wurde dann in ICEs der DB gezeigt). Gröhler steht in Who’s Who’s drin – auch in internationalen –, nur solchen, in die man sich nicht hineinkaufen kann. Nun gut, und der erwähnte Poeta laureatus schreibt diesmal worüber? Jedenfalls über Umbruchzeiten. Über Beunruhigungen; solche von anderen Personen seiner Umgebung und solche von sich. Über Zäsuren. Dieser Autor sieht: hier in Europa, oder auch in N. Y., steht so ziemlich jeder zweite unter großem inneren Druck. Und Gröhlers Gedichte, die sind dann nicht immer brav monothematisch; sondern manchmal polythematisch. Motive können sich überschneiden, Aussagen können sich überlagern. Gröhler sagt auch von seinen Gedichten: sie sind etwas, das allen Systemen – die so ein Gedicht einfangen möchten – Widerstand leistet. Widerstand, sagt er, leisten seine Gedichte sogar ihm, Gröhler, selber gegenüber. Und manchmal entwickeln seine Gedichte zentrifugale Kräfte. Immer wieder finden sich in dem neuen Buch Gedichte, in denen auch Kinder eine Rolle spielen, oder Gedichte, die einen teils kindlichen Ton haben, ohne dass es Kindergedichte sind. Daraufhin angesprochen, sagt Grögrö, „ich habe gemerkt, der Kosmos der Kinder ist hochpoetisch, und zwar inhaltlich wie sprachlich. Beides törnt mich an; dabei streite ich als Erwachsener meine (mir allmählich deutlich werdende) Welt doch nicht komplett ab“. Gröhler weicht auch nirgends in Symbolik aus; er meint das, was er schreibt. Es ist leicht zu erkennen, dass hier ein Autor die Visionen seiner Kindheit oder Jugend zusammenzuzwingen versucht mit der Nüchternheit und den Zuständen des Erwachsenendaseins. Als Headlines der Kapitel gibt es in seinem Buch: In Bewegung; Perspektivisch; Sieger und Verlierer; Frauen, eine Frau; Leichen; Affekte; Wartezeiten; auch Selbstporträts.