Wind und Regen
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Tadeusz Beck, Faschist, staatenlos, 43 Jahre alt, geht wort- und widerstandslos mit dem Gardisten hinunter ins Dorf. Er hat schon viel erlebt und weiß, daß es sinnlos ist zu kämpfen, solange man die Situation nicht überblickt. Also wartet er ab. Am nächsten Morgen bekommt er seine Papiere, sein Manuskript, seine Tasche zurück und erhält außerdem die Mitteilung, daß er mit dem nächsten Schiff zum Festland zurückfahren und das Land verlassen müsse. Abgeschoben. Aber immerhin ist er wieder in Besitz seiner Aufzeichnungen. Seiner Theorien über ein neues Europa, ein arisches Europa, frei von jüdischen Elementen. Er sitzt in einem armseligen Lokal und wartet. Am anderen Tisch unterhalten sich ein paar Gardisten und spielen Karten. Auch der lange Gardist, der ihn hergebracht hat, ist dabei. Und dann sitzt da noch eine Frau und liest selbstvergessen in einem Buch. Er erkennt auf den ersten Blick, daß es eine Jüdin ist. Er weiß Bescheid. Später sieht er sie am Strand. Und er sieht auch den langen Gardisten, der mit dem Motorrad über den festen nassen Sand auf sie zufährt, der seinen Helm und das Koppel sorgfältig ablegt, der selbstbewußt auf sie zugeht. Sie wehrt sich mit verzweifelter Zielstrebigkeit. Er rennt über die Steinhalde. Er hält plötzlich einen scharfkantigen Stein in der Hand und schlägt zu. Der lange Gardist fällt hintenüber. Ein dumpfes, klatschendes Geräusch, als sein Kopf auf den rundgeschliffenen Stein prallt. Sie warten auf das Schiff. In wortloser Übereinstimmung wissen sie, daß sie nur eines retten kann: so schnell wie möglich die Insel zu verlassen. Das Land zu verlassen. Die Flucht. Aber der Regen und der Wind haben ihre eigenen Gesetze. Spanien 1955.
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