Menschen und Masken
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»Bove-Leser haben eines gemeinsam: Sie werden süchtig, und je mehr sie lesen, nach desto mehr verlangen sie.« Wolfgang Matz in ›Die Zeit‹ Paris, Hotel Gallia, ein festlich geschmückter Saal. Einen triumphalen Einzug hat sich André Poitou, arrivierter Schuhfabrikant im Ruhestand, schon im voraus in den glühendsten Farben ausgemalt: Hier, beim Schein der Lüster, soll ihm das Kreuz der Ehrenlegion verliehen werden – und hier will er vor allem einen Neuanfang in seinem Leben feiern. Schuhproduktion, mühseliges Erfolgsstreben, Bienenfleiß – das alles will er hinter sich lassen, um nun endlich eine Jugend (freilich schon die zweite) im Zeichen zarter Freundschaftsbande, sportlicher Betätigung und allgemeiner Lebensfreude zu genießen. Bald jedoch zeigt sich, daß statt der feierlichen Inthronisation des zu Rang, Würden und neuer Jugendlichkeit Gekommenen ganz andere Dinge auf dem Programm stehen: schonungslose Entlarvung, generelle Peinlichkeit. Maske um Maske wird gelüftet. Menschen, beherrscht von kleinlichen Begehrlichkeiten und Rivalitäten werden sichtbar, während Bove seine Figuren wie chemische Elemente miteinander reagieren läßt. Treffen etwa die beiden zärtlichsten Freunde Poitous aufeinander, so sprühen die Funken boshaften Esprits: Sie heißen ihren lieben Freund »die Klette« oder, keineswegs ganz zu Unrecht, »Kokotte im Ruhestand«. Ein schwarzer Verdacht bleibt dem Leser dieser deli- und maliziösen Kostbarkeit: Es braucht der Mensch keine Feinde, solange er nur Kollegen, Verwandte, Freunde hat.