Nachtgedanken
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Seit jeher ist die Nacht in ihrer Dunkelheit den Menschen unheimlich, sie schafft Ängste vor Gespenstern, vor den Dämonen in uns, vor der Einsamkeit und Gewalttaten. Gern zünden wir Lichter an, lassen es mit Lampen taghell werden, verlängern den Tag. Die Nacht aber ist auch die Zeit der größten Kreativität; Nichts, was wir am Tag sehen, schränkt uns ein in unserer Vorstellungskraft. Wir können hineinschweben in ein Land der Träume und Phantasien, keine Grenzen, keine Schwerkraft halten uns auf, das Unmögliche kann wahr werden. Auch das Denken scheint – befreit von den Ansprüchen des Tages – schärfer zu sein, kompromissloser, sodass uns manche Lösung geschenkt wird, die uns in der Nacht jedenfalls zwingend plausibel erscheinen mag. Novalis preist die „heilige, unaussprechliche, geheimnißvolle Nacht“. Denn „himmlischer, als jene blitzenden Sterne, dünken uns die unendlichen Augen, die die Nacht in uns geöffnet“ lesen wir in seinen „Hymnen der Nacht“. Bei Heinrich Heine ist die Nacht die Zeit, in der die Erkenntnisse, auch die Sorge, schärfer werden, wie wir es in seinem Gedicht „Nachtgedanken“ lesen können. Die Autoren und Autorinnen in dieser Anthologie haben ihre Erfahrungen in der Nacht und mit der Nacht poetisiert und teilen die Nachtgedanken ihres lyrischen oder erzählenden Ichs in Gedichten und Prosatexten mit. Allen Texten gemeinsam ist, dass es der Nacht bedarf, um das Erlebte, Gedachte, Empfundene so deutlich werden zu lassen, das es zur dichterischen Darstellung drängt.