Innen
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Als die alte Nachbarin zu ihr sagt, es gingen immer die Besten, beginnt sie, den Tod des Vaters neu zu erzählen. Denn ihr Vater war nicht nur der Beste, er ist es noch immer: »der beste aller Menschen, der lebenden und der toten. Von dieser Erklärung an wartete ich auf seine Besuche, und in den Augenblicken grenzenloser Hoffnung auf seine endgültige Rückkehr.« Und während die Mutter den Kindern in eine fremde Zukunft zu entschwinden scheint, kehrt der Vater tatsächlich wieder und wieder zurück. Sein Tod bedeutet für die Tochter das Ende ihrer Kindheit – in der das Butterbrot genau die passende Größe für den Mund hatte, sie dem Boden so angenehm nah war. Nun muss sie sich in der wankenden Welt der Sprache zurechtfinden und ist dabei ganz auf sich alleingestellt. »Ich habe wenig Wörter. Mein Vater, der sie alle besaß, ist so überstürzt aufgebrochen, daß er keine Zeit hatte, sie mir zu geben.« Innen ist Erinnerung an den Vater, an das Kindsein, an das Finden der eigenen Worte. Dieser erste, semi-autobiographische und mit dem Prix Médicis ausgezeichnete Roman Hélène Cixous‘ führt in zentrale Themen des Oeuvres der Kultautorin der literarischen Avantgarde Frankreichs ein. Cixous‘ Mutter Eve Klein, in Osnabrück geborene Jüdin, lernte den jüdischen Arzt Georges Cixous in Paris kennen und ging mit ihm nach Algerien. Georges Cixous hinterließ dort mit seinem Tod im Jahr 1948 Frau, Sohn und die zehnjährige Hélène – die es fortan zu schreiben drängte, wie sie später betonte: »Mein Schreiben ist in Algerien geboren, von einem verlorenen Land, von einem toten Vater und einer ausländischen Mutter. In einem bestimmten Augenblick wird für den, der alles verloren hat – ob einen Menschen oder ein Land –, die Sprache Land. Man tritt in das Land der Sprachen ein.«