Die kleinen Mädchen

Im Jahre 1914 waren sie elf – Dicey, Mumbo und Sheikie. Da haben sie heimlich im Garten ihrer Internatsschule eine Kiste mit persönlichen Erinnerungsstücken vergraben, um mit der Nachwelt in Kontakt zu treten. Fünfzig Jahre später hat eine von ihnen, Dinah – ehemals Dicey genannt –, die beiden anderen über Anzeigen in verschiedenen Zeitungen ausfindig gemacht und zu einem Treffen eingeladen. Nur zögerlich erzählen sich die drei Frauen ihr Leben. Sie möchten ihre Kinderfreundschaft wieder fortsetzen, und gemeinsam ziehen sie eines Nachts los, ausgestattet mit Hacke uns Spaten, um auf dem Gelände ihrer ehemaligen Schule die besagte Kiste auszugraben. Aber die Kiste, die sie ausgraben, ist leer. Was spielerisch begann, wird bitterer Ernst. Dinah ist schockiert. Sie bittet die Freundinnen um Hilfe. Aber die will nicht kommen, denn die jahrzehntelang ins Unterbewußtsein abgedrängten Beziehungsprobleme haben nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Die Vergangenheit, die Kindheit, die Freundschaften – sie lassen sich nicht verklären. Und Dinah droht daran zu zerbrechen. Mit psychologischem Feingefühl portraitiert die große Dame der irischen Literatur, die immer wieder mit Henry James und Virginia Woolf verglichen wurde, drei ebenso exzentrische wie labile Frauen. »Wer gern Linien auf dem literarhistorischen Reißbrett zieht, wird im Falle Bowen bei Henry James und Virginia Woolf zu beginnen haben und etwa bei Ivy Compton-Burnett und Henry Green anlangen. Wie sie gehört Elizabeth Bowen zu den großen subtilen, zu den ebenso feinfühligen wie kritischen Entzifferern, denen es darum zu tun ist, die Infrastrukturen menschlichen Verhaltens offenzulegen.« »Günther Blöcker, Frankfurter Allgemeine Zeitung«