Ich fühle Vukovar

Bürgerkrieg in Ex-Jugoslavien. Niemand nahm das wahr. Krieg in Europa, der menschliche Fortschritt im 20. Jahrhundert. Nevenka glaubte nicht daran, daß ihre Stadt angegriffen würde. Sie meinte, die paar Schüsse, von denen ihre Mutter am Telefon erzählt hat, seien Schüsse von Menschen, die sich ein bißchen austoben wollen. Aber das war ein großer Irrtum. Die Stadt Vukovar und ihre Umgebung war tatsächlich brutal angegriffen worden. Nevenka, ihr Mann und ihre Kinder leben in Deutschland, hatten aber durch den jährlichen Urlaub eine enge Beziehung zu der Stadt, ihren Familien und Freunden dort. Nevenkas asthmakranke Mutter kam zu ihr, quälte sich mit den Ungewißheiten - wo sind die anderen, die dort geblieben sind? Die Kommunikation ist unterbrochen. Über die Autorin: Anica Krasovec, geboren in Ex-Jugosloavien, schildert ihr Leben im ständigen Ortswechsel. Als dreijähriges Kind siedelte sie mit ihren Eltern um. Herzegovina, von dort aus nach Ruma (Vojvodina) und schließlich nach Borovo (Ost- Slawonien). Ihr Vater, der im zweiten Weltkrieg war, war stets bemüht, Wohlstand zu erlangen. In Borovo verbrachte sie ihre Kindheit und in Vukovar wurde sie eingeschult. Nach all dem verließ sie die Stadt, und ihre Wege führten nach Berlin, Düsseldorf, Köln, Oberhausen und in die Nähe von München, wo sie heute noch lebt. Als die Stadt Vukovar angegriffen wurde, trat sie in Aktion, den Menschen zu helfen. Sie beschreibt ihre Gefühle, ihre Sehnsüchte nach den Menschen in Vukovar und deren Stadt.