Requiem für einen Lebenden
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'Die Zeit ist müde geworden und verschlissen, und schon ist die neue zur Ablösung da und beschnuppert dich kurzsichtig mit gierigen Nüstern.' Alan Tschertschessows Debütroman erzählt, wie Fremdheit zum Ferment von Veränderung wird. Aus der Erinnerung wechselnder Figuren entsteht die Geschichte des 'Einsamen', eines selbstbewußten Außenseiters, der gegen die Despotie von Tradition und Gesellschaft aufbegehrt. Ein zehnjähriger Waisenjunge stiehlt ein gestohlenes Pferd zurück. Als die Bewohner des kaukasischen Gebirgsdorfes ihn dabei ertappen, ahnen sie noch nicht, daß der Junge mit dieser symbolischen Tat eine eigentümliche Position eingenommen hat: die des Fremden, der der Gemeinschaft den Spiegel vorhält und alle gültigen Wahrheiten in Frage stellt. Der Einsame richtet sich in einem verlassenen Haus ein, verschafft sich durch einen listigen Handel das tägliche Brot und eine rostige Flinte und erobert sich einen Platz auf dem Nihas, dem Versammlungsort der Ältesten. Und er verführt die Anwohner zu Neuem - zum Kartenspiel, zur Malerei, zum Geschäft, zu Ausflügen in die russische Festung. Seine Herausforderungen lösen Kettenreaktionen von Wetteifer und Geltungssucht aus. Als Heranwachsender versucht der Einsame, in die eskalierenden Ereignisse einzugreifen und Schicksal zu spielen. Doch damit scheitert er: Wie die Figur aus einer griechischen Tragödie kann er nur schuldlos schuldig werden.