Der Zaun
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Das Niemandsland bedeutet zweierlei: Zum einen das Land, das niemanden gehört, in dem die politische Freiheit der Menschen herrscht - das Ideal der Demokratie; zum anderen der schmale Streifen zwischen den Grenzen zweier Staaten, auch zwischen der DDR und der BRD, in dem weder das eine noch das andere Recht gilt, wo sich auch niemand um die Menschen schert. Die Hauptpersonen des Romans Der Zaun sind das Umfeld dieses Niemandslands sowie die dort lebenden Menschen. Der Zaun enthält sieben Kapitel, die Episoden der deutschen Teilung ab den frühen 70ern und der Wiedervereinigung in Gedächtnis und Bewußtsein des Lesers heben. Das Leben an und mit der deutsch- deutschen Grenze in der Mitte Deutschlands wird im erzählerischen Mikrokosmos auf vielfältige Art und Weise gespiegelt. Nicht Vollständigkeit ist angestrebt, keine Geschichte der deutschen Teilung, sondern das Exemplarische und das mit ihm unauflösbar verknüpfte Fragmentarische. Es ist kaum die Perspektive der großen Politik, aus der heraus Gerbode seine Episoden erzählt. Es ist zumeist der Blickwinkel der kleinen Leute, ihr nicht alltägliches Alltagserleben angesichts der Existenz einer so unnatürlichen Grenze. Idylle und Grauen, Einsamkeit und Geselligkeit, Sehnsucht und Freundschaft: sie stehen nicht selten unmittelbar nebeneinander. Wirklichkeit und Wahrheit mischen sich mit und in der Fiktion. Bisweilen erscheint diese als die Realität selbst. Auch autobiographische Elemente sind erkennbar. Im ersten Kapitel Das Fernglas wird ein Frauenleben in einem kleinen Dorf an der Grenze geschildert: mit seinen unerfüllten Sehnsüchten und Träumen. Die Konfrontation von westdeutschen und ostdeutschen Grenzschützern steht im Zentrum des zweiten Kapitels Das Bermudadreieck: ein „besonderes Vorkommnis”. Eine psychologische Studie der Absurdität menschlichen Handelns im Kalten Krieg ist die Schilderung von Vermessungsarbeiten der deutsch-deutschen Grenzkommission in der Umbruchphase der Ost-West-Beziehungen am Anfang der 70er Jahre: Das Gespräch. Dokufiktionalen Charakter hat das vierte Kapitel Der Zaun, das den realen Fluchtversuch zweier Jugendlicher aus Halle-Neustadt im Jahre 1979 thematisiert. Im Kapitel 5 mit dem zweideutigen Titel Die Einheitsrede erwartet den Leser ein politisch-satirisches Menü: Wiedervereinigung als Gegenstand von Festtagsreden. Aus dem Sozialismus raus in den Kapitalismus rein, Kaffeefahrt als marktwirtschaftliche Segnung und wie zwei Senioren damit fertig werden: er aus dem Westen, sie aus dem Osten. Das sind die Motive des Kapitels An langen Tagen Kaffee und Kuchen. Ein Modell innerer Einigung? Die den Roman abschließende Fabel Von der jungen Kiefer und dem alten Raben greift Motive der Romanhandlung auf und wirft einen Blick auf die Wesenhaftigkeit der Menschen.