Autobiografie einer Liebe
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Seit Jahren schon führen Alexandre und Jeanne auf einer Südseeinsel ein beschauliches, ohne große Höhepunkte dahinplätscherndes Leben. Längst ist das Inselparadies für Jeanne kein Ersatz mehr für die sich ausbreitende Eheödnis. Mehr und mehr zieht sie sich von Alexandre zurück. Dieser beobachtet eines Abends aus dem Dunkel seines Zimmers heraus im gegenüberliegenden Haus eine fremde Frau. Ein allabendliches Ritual beginnt. Das erleuchtete Fenster mit der nackten, Tagebuch führenden Schönen wird für Alexandre zur Kinoleinwand seiner geheimsten Sehnsüchte. Dann das Ungeheuerliche: Im selben Moment, in dem er gewahr wird, dass die Fremde sich zu einem Selbstmordversuch anschickt, wird ihm schlagartig klar, dass er einer raffinierten Spiegeltäuschung erlegen war und wochenlang seine eigene Frau im darunter liegenden Zimmer beobachtet hatte. Ein Blick in Jeannes Tagebücher, ihr bitterer Hass auf ihn, den lustfeindlichen Misanthropen, bedeuten die endgültige Demontage Alexandres. In derselben Nacht noch packt er und verschwindet für immer aus ihrem Leben. Zwei Jahre später nun taucht Alexandres totgeglaubter Zwillingsbruder Octave, eine Strahlemannausgabe Alexandres, bei Jeanne auf. Mit dieser etwas bemühten Idee beginnt Jardin sein Verwirrspiel mit Jeanne und dem Leser. Diese Gegenfigur Octave ist das Problem der Romankonstruktion: Seine demonstrative Kälte und herablassende Besserwisserei, mit der er Jeannes wahre Bedürfnisse und Defekte aufdeckt, erweisen sich mehr und mehr als schleimiges, nicht sonderlich raffiniertes Verführungsprogramm. Schließlich wünscht sich der Leser nichts mehr, als den drögen Alexandre zurück. Nichtsdestotrotz verfällt Jeanne dem blasierten Erotikfachmann. Und stellt sich immer wieder die Frage: Handelt es sich womöglich doch um den geläuterten Alexandre?