Die Banater Autorengruppe
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Namen wie Herta Müller (Nobelpreis 2009 für Literatur), Richard Wagner, Rolf Bossert oder Werner Söllner sind in der bundesdeutschen Literaturszene längst nicht mehr unbekannt. Was diese Autoren verbindet und sie zur „Banater Autorengruppe“ werden lässt, ist vor allem ihr gemeinsamer „Habitus“ (Pierre Bourdieu), ihr sehr ähnliches Selbstbild, sowie ihre ähnliche Rezeption sowohl vor, als auch nach ihrer Ausreise aus Rumänien. Zieht man in Betracht, dass vor der Ausreise der Autoren sowohl ihr Selbstbild als auch ihre Rezeption durch die rumäniendeutsche Literaturkritik der Zensur und Selbstzensur unterlagen, und dass die Wahrnehmung in Deutschland oft durch Unkenntnis der Hintergründe dieser Literatur geprägt ist, was nicht nur zu einem fragmentarischen und fehlerdurchsetzten Bild in der Rezeption, sondern teilweise auch zu einem konstruierten Selbstbild führte, das diesen falschen Rezipientenerwartungen gerecht zu werden versuchte, so ergibt sich die Notwendigkeit einer kritischen Gegenüberstellung und Bewertung dieser sich gegenseitig bedingenden Selbst- und Fremdbilder. Vorliegendes Buch, dessen wesentlicher Bestandteil auch eine umfangreiche Bibliografierung der Rezensionen zu den Büchern von Herta Müller, Richard Wagner, Rolf Bossert, Werner Söllner, Johann Lippet und William Totok darstellt, setzt sich zum Ziel, ein Gesamtbild dieser Entwicklungen zu liefern. Nach der Erklärung der für diese Untersuchung relevanten theoretischen Begriffe und der Definition des Forschungsgegenstandes werden die Möglichkeiten der literarischen Gruppenbildung in der rumäniendeutschen Literatur unter den sich wandelnden Zensurbedingungen nach 1948 beleuchtet. Im Hauptteil geht es um die Selbstdarstellung bzw. die Rezeption der Banater Autorengruppe vor und nach ihrer Ausreise aus Rumänien. Dem biografischen Element Ausreise kommt somit eine strukturierende Funktion zu, denn durch den Weltwechsel betreten die Akteure der Banater Autorengruppe ein neues literarisches Feld, mit anderen, ihnen noch wenig vertrauten Spielregeln, wobei zwischen den beiden literarischen Feldern kaum Kontakte und Schnittpunkte bestehen, da auf der einen Seite der westliche Literaturbetrieb die noch in Rumänien lebenden Autoren meist ignoriert, und auf der anderen Seite in Rumänien die Erwähnung der Ausgewanderten bis 1989 verboten war. Abschließend werden die Selbstbilder und deren Wahrnehmung vor und nach dem Weltwechsel zueinander in Beziehung gebracht und das angestrebte Gesamtbild dieser Autorengruppe gezeichnet.