Der Millstätter Physiologus
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Der Physiologus ist eine christliche, auch naturkundlich gemeinte Darstellung meist von Tieren. Im 2. Jh. n. Chr. verband ein Anonymus mittels der Allegorese auf Griechisch reale und phantastische Äusserungen mit christlichen Glaubenswahrheiten. Er wollte dem übermächtigen heidnischen Traditionsstrom der Naturkunde eine gottgeschaffene, von Formulierungen besonders des Paulus und des Neuen Testamentes geprägte christliche Schöpfungsdeutung gegenüberstellen. So sieht er in der Wiederauferstehung des Phönix aus der Asche ein Analogon zum Ostergeschehen. Löwe, Einhorn, Pelikan, Adler und andere Tierdeutungen haben Kunst und Literatur des Abendlandes bereichert. Die Schrift war Genesiskommentar und wurde so zu einer christlich legitimierten Naturkunde im Bildungsbetrieb des europäischen Mittelalters. Der vorliegende Kommentar legt den Schwerpunkt auf den frühmittelhochdeutschen um 1200 gereimten Physiologus, den sog. Millstätter Physiologus. Dessen Text und seine Übersetzung sind synoptisch dargestellt. Der Millstätter Physiologus wird vor dem Hintergrund seiner lateinischen und griechischen Textgeschichte sowie gemäss seinem Ort in der mittelhochdeutschen Literatur erläutert. Dabei erfolgen Ausblicke in die reiche abendländische Tradition und Rezeption dieses Textes.