Das Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath-Perschen
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Mit dem Urschlbauernhof im Juradorf hat es 1986 auf den Höhen über Neusath begonnen. Heute, nach 20 Jahren, sind es über 50 behutsam in die Landschaft eingebettete Gebäude, die einen Spaziergang durch die Hauslandschaften der Oberpfalz ermöglichen. Bautraditionen werden erlebbar im Stiftlanddorf, im Waldlerdorf, dem Mühlental, dem Juradorf und dem Naabtaldorf. Zu sehen und zu bewundern ist die Vielfalt und der Reichtum alter Bauweisen: Fachwerk mit stehenden und liegenden Rauten und „Wildem Mann“, Häuser aus „Hoiz und Stoa“ aus dem Bayerischen Wald, Putzbänderhäuser, Häuser mit Strohdächern und solche mit Kalksteinplatten aus dem westlichen Jura. Was wäre das Freilandmuseum aber ohne das Leben, das sich dort über dem Naabtal abspielt? Bei vielen Aktionstagen das Jahr über können die Besucher ländlich-bäuerliches Leben hautnah miterleben. Beispielsweise beim Rosstag mit Kaltblütern und Haflingern, bei der Ernte mit dem „Wachler“, wenn von der Tenne weithin die Schläge der Dreschflegel hallen, oder beim Kartoffeltag, wenn die „Erpfl“ noch von Hand geklaubt werden. Da kann man sich lebhaft die schmerzenden Rücken nach einem langen Tag vorstellen und den Besuchern schmecken die gedämpften Erdäpfel mit frisch ausgerührter Butter dann noch einmal so gut. Das erinnert an die Zeit des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, als Kühe und Ochsen noch denselben Hauseingang wie die Menschen benützten, es noch keinen elektrischen Strom auf den Höfen gab und kein fließendes Wasser. Das Leben früher war hart und für die meisten auch entbehrungsreich. Das Museum soll jedoch nicht nur Ort nostalgischer Rückbesinnung sein. Die Beschäftigung mit der Vergangenheit ist notwendig, weil nur so verkehrte Bilder zurecht gerückt werden können. Man muss einmal dabei gewesen sein, wenn eine Schülergruppe den Stall ausmisten soll. „Da stinkt´s“ ist der erste Kommentar und bald folgt dann „Mensch, ich bin in die Scheiße getreten“. Da merkt man dann, wie notwendig es gerade heute ist, dass Kinder und Jugendliche auf diese Art mit dem Landleben in Berührung kommen. Das Oberpfälzer Freilandmuseum ist somit ein Ort der Bildung, des Lernens und Erfahrens, des Schauens und Genießens. Bei den Gesprächen mit den Menschen, die dort arbeiten oder Besuchergruppen führen, merkt man, dass sie mit dem Herzen und voll Begeisterung dabei sind, wenn sie von alten Kartoffelsorten erzählen, das Funktionieren eines Kohlenmeilers erklären oder vom früheren Hopfenanbau in der Oberpfalz berichten. Das Freilandmuseum ist der richtige Ort für dies alles, weil Misthaufen und Ziegenbock, Bauerngarten und Hollerköichl, Backofen und duftendes Bauernbrot, böhmische Dudelsackbläser oder Sulzbacher Musikanten sinnlich darauf einstimmen. Der großzügig ausgestattete Bildband macht Lust auf einen Besuch. Und wenn Sie in dem Buch blättern, werden Sie feststellen, dass einer gar nicht ausreichen wird.