Perichorein
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Das trinitätstheologische Denken bildet Fundament und Mitte des theologischen Lebenswerks von Hans Urs von Balthasar. Balthasar hat mit seinem theodramatisch geprägten Konzept einer Theo-Logik einen paradigmatischen Rahmen für die theologische Reflexion zentraler Topoi wie etwa die trinitarische Perichorese des Gottseins, Umlegung der Akthaftigkeit des Gottseins auf Welt hin (Oikonomia) oder die Bedeutung des Wortes Gottes zur Darstellung gebracht. Der besondere Beitrag Balthasars besteht dabei in der Erschließung des Aspekts der Akthaftigkeit, die vor allem in der Theodramatik zum Ausdruck kommt. Balthasar erreicht mit der phänomenalen und interpretativen Erschließung der Theodramatik in seinem gleichnamigen Werk seit Mitte der 70er Jahre die eigentliche Reifephase seines theologisch-schriftstellerischen Lebens, an die der dritte Teil der Trilogie anschließt und so die theodramatische Grunddimension im Entwurf einer Theo-Logik nochmals fruchtbar werden lässt. Trotz eines ausgesprochen intellektuellen und zuweilen elitären Charakters im Werk Balthasars, der für sich genommen nicht zu kritisieren ist, weist das Werk einen betont antisystemischen Grundzug auf. Dies erscheint werkbiographisch insofern verständlich, als Balthasar an einer inhaltlichen Abgrenzung gegen Hegels dialektisches System gelegen ist; in formaler – methodischer und redaktioneller – Hinsicht jedoch verbleibt ein systematischer Mangel zu konstatieren, der weder durch extensiv narrative Darstellung noch durch eine seit 1965 alle zehn Jahre erfolgte Rückschau auszugleichen gelingt. Entscheidende Theologoumena wie etwa der für Balthasars Werk in systematischer Hinsicht zentrale Aspekt der trinitarischen Inversion verbleiben trotz ihrer Genialität im Werkganzen verborgen. Vieles bleibt nur angedeutet statt explizit reflektiert und systematisch dargestellt. Derartige Grundzüge und konkrete Ansätze in Balthasars Werk bieten jedoch ein noch kaum erschlossenes Potential für die Reflexion und Interpretation des Mysteriums innerhalb der dogmatischen Theologie. Antwortende Christologie und Pneumatologie bleiben darauf verwiesen, an der im Christusereignis als Christo-Logik und Pneumato-Logik manifestierten Theo-Logik Maß zu nehmen. Es ist das Verdienst Balthasars, für die Auslegung des Gott-Welt-Verhältnisses als Wahrheitsverhältnis vom Grundereignis der Theodramatik her sensibilisiert und einen umfassenden paradigmatischen Rahmen für das je neu zu vollziehende aneignende Verständnis dargeboten zu haben.