Demut und Standesbewusstsein

Die Zeitspanne zwischen der napoléonischen Ära und dem Ersten Weltkrieg ist geprägt von vielfältigen Umbrüchen, die nicht zuletzt auch deutliche Auswirkungen auf das private Leben des katholischen Klerus zeigten. Erstmals werden in der vorliegenden Studie für das Bistum Mainz Rekrutierung und Lebenswelt des Säkularklerus behandelt. Die Untersuchung basiert wesentlich auf Primärquellen kirchlicher und staatlicher Provenienz, die in diesem Rahmen und Umfang noch nicht ausgewertet wurden. In einem interdisziplinären Ansatz werden die Einzelaspekte der Rekrutierung des Klerus und des priesterlichen Alltags unter historisch-demografischen, sozialgeschichtlichen und kirchengeschichtlichen Gesichtspunkten behandelt. Neben den kirchenrechtlichen Voraussetzungen zur Aufnahme in das Priesterseminar und zur Zulassung zu den Weihen wird das familiäre Umfeld der Kleriker betrachtet. Grundlage dafür waren über 850 rekonstituierte Familien. Die einzelnen Aspekte priesterlichen Privatlebens bilden den Schwerpunkt der Untersuchung. Sie beziehen sich auf die materielle Situation des Klerus und sein Ringen um ökonomische Sicherheit, auf Wohnen und Haushalt, das äußere Erscheinungsbild des Klerikers und die ihm offenstehenden Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Unter Berücksichtigung des medizinhistorischen Hintergrundes wird der Aspekt Alter, Krankheit und Tod behandelt. In ihrem wechselseitigen Bezug aufeinander lassen die untersuchten Einzelaspekte die menschliche Seite priesterlicher Existenz deutlich werden.