Beharrliche Provisorien
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Als Kommunen im 19. Jahrhundert zentrale Systeme zur Wasserversorgung und Abwasserentsorgung schufen, hoffte man vielerorts, hygienische und ökologische Probleme ein für alle Mal lösen zu können. An die Stelle dieser auch auf Prestige-, Standort- und Machbarkeitsdenken ruhenden Erwartung trat aber bald Ernüchterung: Mit den beiden Infrastruktursystemen gingen unerwünschte Effekte wie ungenießbares Leitungswasser, ein ausufernder Wasserkonsum, die Versteppung von Landschaften, die Verunreinigung von Gewässern, Geruchsbelästigungen und partielle Systemzusammenbrüche einher. Am Beispiel der Städte Darmstadt und Dessau wird deutlich, dass der noch zu BRD- und DDR-Zeiten für möglich gehaltene infrastrukturtechnische „Befreiungsschlag“ allenfalls zum Teil glückte. Der Kurzlebigkeit einzelner Systemkomponenten stand die Langlebigkeit des in die jeweilige Region ausgreifenden Gesamtsystems gegenüber. Neuen Handlungsspielräumen folgten neue Handlungszwänge. Die im Kaiserreich geschaffenen Infrastruktursysteme erwiesen sich aus einer Vielzahl von politischen, technischen und gesellschaftlichen Faktoren als beharrliche Provisorien.