Henry Burkhardt
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In keinem anderen Lebenslauf in der DDR widerspiegelt sich die Geschichte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage so nachdrücklich wie in jenem Henry Burkhardts. Als ihr zuletzt ranghöchster Repräsentant konnte er 1990 auf vier ereignisreiche Jahrzehnte im Dienste dieser Kirche zurückschauen, deren Spannweite von zunächst frontaler Konfrontation und strikter ideologischer Ablehnung über wechselnde Konstellationen und Wendungen bis hin zu entspannten Beziehungen und zuweilen direkt respektvollem Umgang, wovon vor allem der Tempelbau in Freiberg Zeugnis ablegt, reichte. Doch nicht allein dieser Beziehung gilt die Aufmerksamkeit des Autors. Ebenso schenkt er der Persönlichkeit Burkhardts Beachtung, zeigt dessen Arbeitsstil, schildert sein Engagement in zentralen Ereignissen des kirchlichen Lebens, rekonstruiert Burkhardts Anteil am Lösungsweg vieler alltäglicher Probleme und beschreibt zudem die überlieferten Akten der Überwachung der Kirche durch den Staatssicherheitsdienst in der DDR. Raymond Kuehne schildert diese Entwicklungen ebenso detailreich und eindrücklich wie sorgfältig abwägend und mit möglichst objektivem Blick für alle beteiligten Seiten. Gestützt auf Dokumente und die Erinnerungen Henry Burkhardts entsteht so ein zeitgeschichtlich beachtliches und die Person überzeugend würdigendes Porträt. Bewusst vermeidet der Autor abschließende Bewertungen – ihm liegt viel an der Herausarbeitung jeweiliger Alternativen, womit dem Leser die Horizonte eigener Urteilsbildung weit geöffnet werden.