Kulturgeschichte der Deutschen Eisenbahn
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Vor 175 Jahren fuhr die erste deutsche Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth. Damals hieß es in einem Gedicht, das zur Festtafel anlässlich der Eröffnung gesungen wurde: Der Anfang ist geschehen, Es liegt der Strecke Bahn; Und solls nach Ost und Westen weitergehen, So knüpft man eben an. Seit dem ausgehenden Mittelalter hatte die Menschen ein Vernetzungstraum bewegt, verbunden mit der Hoffnung auf Überwindung von Raum und Zeit. Nun war er Wirklichkeit geworden. Hans Christian Andersen erlebte die Eisenbahn auf einer Reise als „Großtat des Geistes“. Nürnberg habe, so der dänische Dichter euphorisch, in den gigantischen Gedanken der jungen Zeit miteingestimmt, „Städte durch Dampf und eiserne Bänder zu verbinden“. Keine technische Innovation war so folgenreich wie der Bau von Eisenbahnen. In England wurde er begonnen, bevor er in den USA fortgeführt und schließlich – für Deutschland erstmals – in Nürnberg praktiziert wurde. Mit der Fahrt des „Adler“ begann ein neuer Abschnitt der Weltgeschichte. In vier Kapiteln widmet sich dem das neue, reich illustrierte Buch „Kulturgeschichte der Deutschen Eisenbahn“ auf 224 Seiten. Prof. Dr. Hermann Glaser, der ehemalige Kulturdezernent der Stadt Nürnberg, stellt die historische Bedeutung der Eisenbahn in allen Details vor. Das erste Kapitel handelt • von der Eisenbahn als Medium des Nationalinteresses bis zu den Arbeitermassen, welche die Trassen anlegten; • von der durch Erfindergeist und Genialität bestimmten Bau- kunst bis zur Erschließung des Hinterlandes durch die Sekundärbahnen; • vom Ende der Postkutsche bis zur Eisenbahn als Lokomotive der Industrialisierung; • von der Erweiterung der Hauptantriebskraft Dampf zu Elektrizität und Diesel. Auch der Ausbau der Eisenbahnstrecken in aller Welt wird in diesem Teil des Buches behandelt. Das zweite Kapitel steht unter dem Vorzeichen „moderner Nervosität“. Es widmet sich den Themen: Die Eisenbahn löst die Gemächlichkeit der als „gute alte Zeit“ romantisierten Biedermeier-Epoche ab und ersetzt sie durch das Tempo und die Hektik der Moderne. Der Bahnhof als zentraler Ort der sich ausbreitenden Reizwelt. Die Angst vor dem Unglück verstärkt das Streben nach Sicherheit. Im dritten Kapitel wird die düstere Seite des Eisenbahnwesens aufgeschlagen. Die Eisenbahn, von der es 1835 hieß, sie sei zum Preis der Menschlichkeit geschaffen, gerät in den Dienst unmenschlicher Diktatur – am Ende befördern Eisenbahnen Millionen von Juden in die Vernichtungslager. Aber damit endet die Geschichte der Eisenbahn nicht. Das vierte Kapitel handelt von der Demokratie, in der neue Züge und Systeme neue Hoffnungen auf den Kulturträger Technik transportieren. „Der Zug der Zeit“ soll einem guten Ziel zueilen! Eisenbahngeschichte ist, so Hermann Glaser in seinem neuen Buch, • Technik- und Wirtschaftsgeschichte, • Politik- und Sozialgeschichte • und als Kulturgeschichte vor allem auch Mentalitätsgeschichte