Narrative des Nationalen
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Die deutsche und die polnische Nation, in der Geschichte aufs Engste miteinander verflochten, wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts meist gegeneinander „gedacht“ und „gemacht“. Dennoch konnten sie einander nicht ganz entbehren – sei es als Gegenentwurf des national „Eigenen“, den sprichwörtlichen „dunklen Hintergrund“ für die „helle“ Vorstellung vom eigenen „Nationalcharakter“, sei es als ein nachahmenswertes oder zumindest erwägungswürdiges Konzept. Die Autoren des Bandes setzen sich mit verschiedenen Visionen und Entwürfen der Nation und des Nationalen in den Texten deutscher und polnischer Schriftsteller auseinander. Ferner beschäftigen sie sich mit Fragen der gegenseitigen Wahrnehmung im 19. und 20. Jahrhundert sowie mit den Beziehungen zu anderen ethnischen, kulturellen oder nationalen Gruppen, wie z. B. Juden, Ukrainern („Kosaken“) und Litauern. Einige Beiträge thematisieren die gegenwärtigen Debatten über die (De-)Legitimierung eines „nationalisierten“ Empfindens, Denkens und Handelns. Aus dem Inhalt: Vorwort Grundsätzliches Walter Schmitz: Wege zur Nation? Zur Konstruktion der Nationalliteratur aus ihrer Notwendigkeit Jürgen Joachimsthaler: Nation, Stil und Aufschub. Eine schmerzende Textur Hubert Orlowski: Literatur, nationale Identität und kulturelles Gedächtnis um die Wende des 20./21. Jahrhunderts Exemplarisches: Entwürfe des Nationalen im Vergleich Miroslawa Zielinska: Die Anti-Hegel-Prophetie der „Bücher des Polnischen Volkes und der Polnischen Pilgerschaft“ von Adam Mickiewicz German Ritz: Die polnische romantische Kosakenfigur zwischen Mythos und Geschichte Marek Zybura: Krzyzak. Zur Entstehung des negativen Deutschenbildes in der polnischen Romantik Piotr Przybyla: 1410, „gedächtnisfrisch“. Deutsche und polnische Tannenberg- / Grunwald-Imaginationen zwischen Geschichte und Gedächtnis (1789-1914) Izabela Surynt: Sendungsbewusstsein und Kolonialträume. Die Kreuzritter im preußisch-deutschen Diskurs der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Rudolf Urban: Erfolge und Niederlagen der deutschen Erschließung „des Ostens“. Clara Viebigs „Das schlafende Heer“ als ein Siedlerroman? Magdalena Lasowy: Zur Erfindung eines neuen Mythos. Der städtische Raum im deutschen und polnischen Roman des 19. Jahrhunderts am Beispiel von Gustav Freytag und Boleslaw Prus Anna Wala: Nationale Gewissenserforschung polnische Laster und deutsche Tugenden in den Chroniken von Boleslaw Prus Oliver Geisler: „Bürgerlich tot“. Exklusionsstrategien in Wilhelm Raabes „Der Hungerpastor“ Annette Teufel: „Birth of a Nation“? Vom Judenstaat zur Staatsnation Dariusz Wojtaszyn: Der öffentliche Polen-Diskurs in der DDR während der Solidarnosc-Ära Malwina Orepuk: Erinnerte Zerstörung Dresdens als Quelle des Selbstbildes der Stadt Hans Henning Hahn / Eva Hahn: Der „deutsche Osten“ - Mythos? Realität? Verlorenes Traumland? Verzeichnis der Autorinnen und Autoren