Die Edda. Götter- und Heldenlieder der Germanen
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Die Lieder der Edda, zwischen dem 9. und dem 12. Jahrhundert entstanden, beschwören die alten germanischen Götter und Helden herauf. Sie erzählen von Anfang und Ende der Welt, vom Himmel, von der Erde und dem Totenreich. Sie zeigen den Menschen im Bann magischer Kräfte, aus denen er sich zu befreien sucht. Die Heldendichtung enthält Lieder zu verschiedenen Sagen. Die größte Liedreihe behandelt Stücke aus dem Nibelungensagenkreis (Nibelungenlied), hauptsächlich verschiedene Varianten des Brünhild-, Gudrun- und Sigurdstoffes; es wird von Liebe, Verrat und blutiger Rache berichtet. Bruchstücke verschiedener Heldengeschichten schließen sich an, unter denen das Herwödlied besonders hervorzuheben ist; hier wird von einer Frau erzählt, die als Krieger verkleidet auszieht und es als Einzige wagt, die Nacht neben dem Grabhügel ihres Vaters zu verbringen. Ihr Lohn ist ein herrliches Schwert, das ihr der Tote auf ihre Forderung hin übergibt. In der Götterdichtung erfährt man von Odins Ritt zum Totenreich, dem Wettangeln Thors mit einem Riesen und wie Loki, der zwiespältigste der nordischen Götter, in Zankreden die anderen Götter lächerlich macht. Mystisches Wissen vermittelt ein Frage- und Antwortspiel. Das Lied Der Seherin Gesicht, das den Höhepunkt altnordischer Dichtkunst bildet, entfaltet die mystische Geschichte der Welt bis zu ihrem Untergang und Neubeginn. Die Lehrlieder überliefern Ratschläge für das alltägliche Leben und allgemeine Weisheiten. Im Rätsellied wird eine Reihe Rätselbilder aufgereiht, in den Zauberliedern und der Runenweisheit findet sich magisches Gedankengut; mit dem Urfehdebann liegt ein Zeugnis nordischen Rechtsempfindens vor. Arthur Hänys Übersetzung beruht auf der wichtigsten, wohl in Island entstandenen Handschrift, dem «Codex Regius».