Mathilde Franziska Anneke in Selbstzeugnissen und Dokumenten
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»Ich glaube, ich habe auf dieser Erde schon viele Leben ausgelebt«, schreib Mathilde Franziska Anneke 1849 als Zweiundvierzigjährige, zu einer Zeit, als sie das Hauptstück ihres Lebensweges noch vor sich hatte. Wie sehr dieser Anspruch auf das ganze Leben dieser Revolutionärin und Feministin des neunzehnten Jahrhunderts zutrifft, belegt das von Maria Wagner zum erstern Mal veröffentlichte Brief- und Dokumentenmaterial. Es gibt einen faszinierenden Einblick in has private und öffentliche Leben Mathilde Annekes, die nach einer gescheiterten Ehe zunächst als Biedermeier-Dichterin ihr Brot verdiente, dann zur revolutionären Journalistin wurde, die 1848 eine Frauenzeitung herausgab, um die Gleichberechtigung der Frauen voranzutreiben, und die schließlich während der Achundvierziger Revolution zur Freischärlerin wurde. Neben ihrem zweiten Mann, Fritz Anneke, und Carl Schurz ritt sie, einsdreiundachtzig groß, als Ordonnanzoffizier in den badisch-pfälzischen Krieg. Darüber, berichtet sie in ihren »Memoiren einer Frau aus dem badischen-pfälzischen Feldzuge«. Zu ihrem Freundeskreis gehörten u. a. Herwegh, Freiligrath, Kinkel, Simrock, Moses Heß, Lassalle, Gottschalk, Bakunin, Marx und Engels. Nach dem Scheitern der Revolution floh Mathilde Anneke mit ihrem Mann nach Amerika, um den in der Heimat begonnenen Kampf fortzusetzen. Sie was weiterhin politisch tätig, hielt unzählige Reden für die Rechte der Frauen und gründete erneut eine Deutsche Frauen-Zeitung , die erste feministische Zeitung, die auf amerikanischem Boden von einer Frau in eigener Regie publiziert wurde. Mathilde Annekes ungewöhnliches Privatleben entwickelte sich aus der Art ihrer zweiten Ehe, aus der Freundschaft mit Frauen, war aber vor allem von der uneingeschränkten Hingabe für ihre sechs Kinder bestimmt, von deinen nur zwei überlebten. Die »rote Demokratin« Mathilde Franziska Anneke war eine der bedeutendsten deutsch-amerikanischen Feministinnen des 19. Jahrhunderts. Über ihrem Lebensweg könnte als Motto der Titel eines ihrer Gedichte stehen: »Wer will, der kann.«