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Mythos Shanghai

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Shanghai gestern, das ist die 'Perle Asiens, das Paris des Ostens', Hort des Rausches, der Sünde und der Dekadenz. Shanghai heute, das ist eine Stadt wie auf Speed, unsentimental bis zur Selbstverleugnung und süchtig nach Superlativen. Shanghai morgen, das ist mehr als eine Utopie mit Vergangenheit. Das ist vielleicht die erste globale Stadt der Zukunft. Shanghai lässt alle anderen Städte der Welt alt aussehen: 'Der aufregendste Ort auf dem Planeten', die 'Zukunftsmetropole des 21. Jahrhunderts', der 'attraktivste Platz für Unternehmer wie für Touristen'. Nirgends wird schneller und kühner gebaut, nirgends hat man sich stärker dem Superlativ verschrieben. Doch der 'Kopf des Drachen' hat nicht nur eine glänzende Zukunft vor sich, die Stadt hat auch eine schillernde Vergangenheit: 'Paradies der Abenteurer' und 'Paris des Ostens' nannte man die Metropole am Huangpu in den Zwanzigerjahren. Sie war Synonym für Sex und Sünde, für unermesslichen Reichtum und grenzenlose Ausbeutung, abstoßend und anziehend zugleich. Inmitten von Opiumhöhlen und leichten Mädchen soll damals ein Missionar ausgerufen haben: 'Wenn Gott dieses Shanghai gewähren lässt, schuldet er Sodom und Gomorrha Abbitte.' Gott und die Kommunisten ließen nicht. Maos Truppen eroberten 1948 diese Hochburg der Dekadenz und befreiten die Stadt von den Nationalisten um Tschiang Kai-Schek – Gefallen an der Stadt fanden die Revolutionäre allerdings nicht. Selbst als nach Maos Tod im ganzen Land die leise Hoffnung auf Wandel keimte, litt Shanghai noch unter dem alles lähmenden Misstrauen der Partei. Erst seit etwa zehn Jahren steht die Stadt in der Gunst der KP-Spitze ganz oben. Der ökonomische Fortschritt steigerte sich in einen Rausch, das 'neue Manhattan' gilt als avantgardistischster Ort der Volksrepublik, als Musterstadt für Künstler und Kreative. Alles scheint möglich, ein großes Spiel ohne Grenzen auf dem Reißbrett der Zukunft. Doch wofür steht diese Galionsfigur des längst ausgerufenen chinesischen Jahrhunderts eigentlich? Was verbirgt sich hinter dem ewigen Mythos? Erich Follath, Reporter des 'Spiegel' und China-Kenner, ist diesen Fragen gemeinsam mit dem preisgekrönte Fotografen Karl Johaentges nachgegangen. MYTHOS SHANGHAI lässt die Vergangenheit dieser bemerkenswerten Stadt noch einmal aufleben, beleuchtet die Gegenwart und wagt einen Blick in die Zukunft. Entstanden ist ein umfassendes Stadtporträt mit großartigen, ungewöhnlichen Fotografien, das zeigt, dass vor allem die Geschichten der Menschen, die in Shanghai leben, zum Mythos dieser einzigartigen Weltstadt beitragen.

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Rolf Heyne

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